Meinung
Zu gerne würde ich wissen, wie man sich als verantwortlicher Politiker fühlt, wenn man allen, auch noch so unverschämten Forderungen der Banken nachgekommen ist, wenn man ihnen Billionen in den Rachen geworfen und sogar die selbstinszenierten Lug- und Betrug-“Produkte“ abgekauft hat, natürlich alles zu Lasten der Allgemeinheit, und die Banken dann dennoch ihre „systemische“ Aufgabe nicht erfüllen.
Es ist doch geradezu grotesk, dass nun die Politik fast flehentlich darum bitten muss, dass die Banken doch mit den Staatsbillionen bitte nicht nur sich selbst sanieren, sondern auch die Wirtschaft mit möglichst billigem Geld versorgen sollten. Wie gesagt, „sollten“, nicht „müssen“, denn - leider, leider - im marktwirtschaftlichen System kann man niemanden vorschreiben, was er mit seinem Geld anfängt...Okay, eigentlich ist es Geld der Allgemeinheit, aber die Politik hat es den Banken ohne Auflagen gegeben - wegen des marktwirtschaftlichen Systems – wie wir natürlich mittlerweile verstanden haben.
Im Bankenviertel von Hamburg flogen letzte Nacht Steine, so hörte ich eben in den Nachrichten und spitzte interessiert die Ohren. Leider war das nur ein Hörfehler – Schanzen- nicht Bankenviertel, aber warten wir’s ab, was nicht ist kann noch werden. Politik und Banken müssen nur so weiter machen.
blackconti - 5. Jul, 14:45
Nach dem desaströsen Wahlergebnis der SPD bei der Europawahl wirkten ja die anschließenden Durchhalte – und Endsiegparolen von Müntefering und Steinmeier besonders putzig. Nun fand ich in einem
lesenswerten Artikel von Robert Misik bei TAZ.de eine Analyse zum miserablen Abschneiden der gesamten Sozialdemokratie in Europa: Misik schreibt u.A.:
„Bei allen lokalen Eigenheiten gibt es heute einen pathologischen "Internationalismus", etwas, was die zeitgenössischen Sozialdemokraten in Europa eint: Man weiß nicht, wofür sie stehen, weil sie nicht wissen, wofür sie stehen sollen. Die neoliberal gefärbte Modernisierungsideologie funktioniert nicht mehr, eine andere Idee haben sie aber nicht zur Hand. Sie sind unfähig, eine neue zu entwickeln, auch weil sie intellektuell ausgezehrt sind.
Nicht zuletzt personell: Als Apparatpartei ist ihre Personalrekrutierung seit sehr langer Zeit schon eine Negativauslese.“
Und Misik beendet den Artikel mit einem Satz von brillianter Klarheit:
„Noch gibt es zwanzig Prozent, die sie trotzdem wählen. Wären sie auf den Anteil derer angewiesen, die sie nicht trotz ihrer Politik, sondern wegen ihrer Politik wählen, die Fünf-Prozent-Marke wäre wohl eine ernste Hürde.“
blackconti - 9. Jun, 15:10
...dass einer wie Lafontaine in unserem Land noch einmal etwas zu sagen hätte“, also sprach Uli Hoeness bei Maybrit Illner und ich wollte das ZDF-Video schon wegklicken, weil mein Bedarf an dummschwätzenden Fußballern bereits durch die Sportschau hinreichend bedient wird, aber dann erlag ich doch der Faszination der geradezu perfekt vorgetragenen Demonstration aufgeblasenener Wichtigtuerei in Person des Wirtschaftsministerdarstellers Karl-Theodor usw. Freiherr von und zu Guttenberg.
Einfach großartig diese staatsmännische Attitüde, diese Entschlossenheit im Mienenspiel, dieser gespielte Sachverstand, diese gedrechselten Sätze des blanken Nichts – kurz: Einer dieser scheindynamischen Jungpolitiker, die zwar keine Lösungen anzubieten, aber, in mehrfacher Wiederholung, „immer die Menschen im Blick“ haben – was uns nicht überrascht, denn als Stimmvieh sind „die Menschen“ auch für so einen gelgestylten Karrieristen nützlich. Anders als Lafontaine, der zwar, wie Hoeness bestätigt, schon vor 10 Jahren vor den Risiken im System der internationalen Finanzmärkte warnte und Regulierungen und Verbote forderte, aber „dann einfach abgehauen“ sei, wird der Freiherr seinen Posten nicht so leicht räumen. Mit Rücktritt kokettieren, sicher, aber wenn sich keiner drum schert, dann bleibt er halt, wie wir ja inzwischen wissen und ganz sicher auch nicht anders erwartet haben.
Geradezu grotesk wirkt es, wenn der 30 Jahre jüngere Schnösel dem Lafontaine mit heiliger Empörung eine fehlende Kinderstube konstatiert, nur weil jener es wagt, dem staatstragend schwadronierenden Freiherrn bei einer offensichtlichen Unrichtigkeit ins Wort zu fallen. Uuii – da wird freiherrliche Hoheit aber echt sauer und bekundet mit angewiderter Miene, dass die adelige Leselust bei schriftlichen Darlegungen Lafontaines doch sehr begrenzt sei. Und Uli Hoeness blaffte Lafontaine an: „Wir brauchen keine die es besser wissen, sondern welche, die es besser machen.“ Mit von Guttenberg hat er nun einen nach seinem Geschmack. Der weiß eigentlich nichts, jedenfalls nichts besser, aber das macht ja mittlerweile sowieso nichts mehr.
blackconti - 1. Jun, 19:51
tagesschau.de: Hätte der Verlauf der Studentenproteste und die Folgen anders ausgesehen, wenn klar gewesen wäre, dass Ohnesorg möglicherweise von einem Stasi-Spitzel getötet wurde?
Kraushaar: In der Tat stellt sich nun die Geburtsstunde der Studentenbewegung in einem erheblich anderen Licht dar. Denn das, was damals seitens der Studentenschaft gezündet hat, war eine riesige Empörung über den Westberliner Senat, dessen Polizei und damit gegenüber den bundesdeutschen Staatsapparat insgesamt. Es entstand ein massives Misstrauen gegenüber den staatlichen Institutionen mit weitreichenden Folgen.
Wie, bitte, soll man sich das vorstellen? Kurras erklärt sofort nach seinem tödlichen Schuss, dass er Stasi-Mitarbeiter ist, dass er einen Auftragsmord für die SED-Regierung der DDR ausgeführt hat um die Unruhen in Berlin so richtig anzuheizen? Das ist ja dann wohl doch etwas unwahrscheinlich. Wie hätte da etwas anders verlaufen können? Evtl. hätte das Gericht den Kurras , wenn’s vor dem Prozess bekannt geworden wäre, nicht mit dieser denkwürdigen Begründung der „putativen Notwehr“ freigesprochen, sondern wegen Mordes verurteilt, was bei der „Unvoreingenommenheit“ der damaligen Berliner Justiz sicher so gekommen wäre.
Aber hätte das wirklich etwas geändert? Waren die Bilder der Prügelperser und der dabei untätig zuschauenden Polizisten nicht schon Zündfunke genug? Wären die Hetzetiraden der Springerpresse um ein Jota zurückhaltender gewesen,? Wer’s glaubt wird selig. Einzig wäre die Protestbewegung dann auch noch als DDR-gesteuert bezeichnet worden. Achso, das war sie ja sowieso schon: "Geht doch nach drüben , wenn's euch hier nicht passt!"
Nein, nichts muss in anderem Licht betrachtet werden und gar nichts wäre anders verlaufen. Die Wut auf die verkrustete Nachkriegs-BRD war virulent und nicht mehr zu unterdrücken. Und dass die DDR die 67-er und 68-er Unruhen unterstützend begleitet hat, dürfte nach den seinerzeit überraschenden Rückzugshilfen für gesuchte RAF-Leute heute eigentlich niemanden mehr erstaunen.
blackconti - 25. Mai, 01:34
Es ist ja nur ein kurzes Tagesschaufilmchen, aber wenn man mir als Teilnehmer des Konjunkturgipfels im Bundeskanzleramt ausgerechnet den feixenden Ackermann von der Deutschen Bank, den wegen nachgewiesener Dummschwätzerei hinreichend blamierten Ifo-Institutsleiter Werner Sinn und den vollgefressenen BDA-Hundt in Großaufnahme anbietet, dann erscheint mir das als eine lobenswerte Provokation der Tagesschauredaktion zur Mobilisierung der Straße. Ich jedenfalls denke beim Anblick dieser widerwärtigen Typen und angesichts des Finanz- und Wirtschaftsdesasters immer nur: Knüppel oder Kalaschnikow!
Is ja gut – ich reg mich ja schon wieder ab.
blackconti - 23. Apr, 00:52
Angeblich ist Kinderpornographie eine schlimme Pest im Internet, die sich in der letzten Zeit auch noch explosionsartig ausbreitet - so wird uns nun seit Wochen tagtäglich in den Nachrichten erzählt und ganze Ministerien sind nun mit der Bekämpfung dieser Seuche befasst. Immer wieder werden uns Filmchen vorgeführt, in denen Polizisten vor Computern hocken und das Netz nach entsprechenden Seiten durchforsten und zum Beweis werden uns verschwommene Screenshots vorgeführt auf denen nichts zu erkennen ist, aber alles hineininterpretiert werden kann und der zugehörige Kommentar erklärt uns die Widerwärtigkeit des Dargestellten.
Kinderpornographie war ja bisher nicht unbedingt mein Fall, aber wenn’s so ein Massenphänomen ist? Wenigstens mal nachschauen, was denn da so angeboten wird, sich selber vor der Perversität gruseln und da in den Nachrichtenfilmchen nie die Web-Adressen zu erkennen sind, versuch ich’s halt auf dem üblichen Wege, über Suchmaschinen oder Peer-to-Peer-Filesharing. Aber was ich auch anstelle, welche Reizwörter schmierigster oder euphemistischer Art ich auch eintippe, ich bekomme Tausende von Hinweisen auf Webseiten, die sich über die Abscheulichkeit von Kinderpornographie auslassen, Zeitungsartikel über Verhaftungen von Pädophilen usw. usf. – nur keine einzige Seite mit kinderpornographischem Inhalt, was 1. absolut erfreulich und 2. wohl auch zu erwarten ist – Gott sei Dank!
Bleibt jetzt allerdings die Frage, warum Kinderpornographie im Netz nun so ein beherrschendes Nachrichtenthema in den Mainstream-Medien ist? Ich bin nicht der erste und nicht der einzige, dem mittlerweile schwant, dass über das Vehikel "Kinderpornographie" versucht wird Akzeptanz für das Sperren von missliebigen Webseiten zu schaffen. War bisher die Meinungsführerschaft der Herrschenden mittels der herkömmlichen Massenmedien unbestritten, so hat sich mittlerweile im Netz eine Gegenöffentlichkeit etabliert, die die offensichtlichen Verfälschungen und Manipulationen in den Massenmedien sofort aufdeckt und öffentlich macht. Das kann den Mächtigen nicht gleichgültig sein und so eine scheinbar harmlose Glucke wie die Familienministerin Ursula von der Leyen eignet sich natürlich vorzüglich zum Verschleiern der wahren Absichten.
PS: Vielleicht bin ich auch bloß zu blöd zum Suchen und ich bekomme jetzt Tausende von Links zu einschlägigen Childporn-Sites zugeschickt. Bitte nicht, denn 1. will ich’s nicht wirklich sehen und 2. ist dann meine ganze schöne Verschwörungstheorie im Eimer.
blackconti - 30. Mär, 13:01
...dann kann man schon ins Grübeln kommen, denn die Geschichte „seines Scheiterns“ als Direktor des IWF (internationaler Währungsfond) ist aber auch zu traurig. Wie war er bereits im Jahre 2000 „besorgt über die, für ihn, immer unverständlicheren gigantischen Finanzierungsvolumen und überkomplexen Finanzprodukte“. Auch hörte er die „Warnungen von Finanzexperten vor einem Risiko der Systemkrise, die aber in den Finanzmetropolen nicht aufgegriffen wurden“. Und wenn schon die Experten keinen Glauben finden, was soll da so ein kleiner IWF-Direktor ausrichten?
So hat auch er geschwiegen, bzw. noch über Jahre das Mantra der Wirtschaftsweisen von mehr Deregulierung, von weniger Kontrollen, von mehr Marktfreiheit und Eigenverantwortlichkeit nachgebetet. Und das mit der Eigenverantwortlichkeit hat ja dann auch geklappt, denn laut Bundeshorst haben wir alle den Kollaps des Finanzsystems und der Wirtschaft selbst zu verantworten, denn „wir alle haben über unsere Verhältnisse gelebt.“
Dem werden die Lidlkassiererin und der Leiharbeiter bei der Gebäudereinigung sicher mit Schamesröte im Antlitz zustimmen und gerne ihr Scherflein zu den Rettungsmilliarden für die notleidenden Banken beisteuern, wodurch wir auch zwangsläufig Horst Köhlers eindringlicher Mahnung zu mehr „Anstand durch Sparsamkeit“ ein gutes Stück näher kommen.
Diese Sparsamkeit darf uns natürlich nicht daran hindern verstärkt zu konsumieren, denn wenn die Auslandsnachfrage wegbricht, so ist der Binnenmarkt im Obligo. Kingeltöne sind z.B. zur Zeit der absolute Renner und wieder stimmt die Prognose unserer aller Kanzlerin: „Der Aufschwung ist bei den Menschen angekommen!“ - Zumindest auf dem Klingeltonmarkt.
blackconti - 27. Mär, 19:09
(aus "Sunday Times" RSA)
blackconti - 22. Mär, 19:06
„Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr...“
Und Gefahr ist im Verzuge für das Schweizer Bankgeheimnis, weshalb die eidgenössischen Abgeordneten nun auch parteiübergreifend zusammenstehen und den deutschen Finanzminister als hässlichen Deutschen angiften, als im Ledermantel und mit Hakenkreuzarmbinde durch die Schweizer Gassen schleichend.
Nun kann man über Peer Steinbrück als Retter in der Krise sicher geteilter Meinung sein, denn er hat mit seiner Deregulierungspolitik das Desaster zumindest mit zu verantworten. Man kann seine Kavallerieandrohungen für sehr undiplomatisch halten, aber natürlich hat er im Kern recht. Die Schweiz darf sich nicht länger als Hehler für Ganoven aus aller Welt betätigen und gleichzeitig den biederen Saubermann spielen.
„Durch diese hohle Gasse muss er kommen, hier vollend ich’s, die Gelegenheit ist günstig...“ Nein, liebe Schweizer, Steinbrück ist kein Gessler und euer Nationalratsabgeordneter Thomas Müller ist ganz sicher kein Wilhelm Tell. Also, seid vernünftig und haltet euch an internationale Gepflogenheiten – sonst werden die Folterwerkzeuge nicht nur gezeigt.
blackconti - 20. Mär, 20:57
,,,wollte ich mir jeglichen Kommentar zu dem neuerlichen Blutbad an einer deutschen Schule verkneifen. Bei all dem scheinheiligen Betroffenheitsgequatsche muss ich ja nicht auch noch mitmachen. Zwei Bemerkungen kann ich mir aber jetzt doch nicht verkneifen:
1. Alle „Waffenfreunde“ ticken nicht ganz sauber und sind eine potentielle Gefahr für die Allgemeinheit – wie wieder einmal bestätigt wurde und ich meine hier nicht mal so sehr den Sohn.
2. Eine Gesellschaft, die die Verblödung und Verrohung der Allgemeinheit durch die ununterbrochene Berieselung mit dem unsäglichsten TV-Schrott zulässt, braucht sich über solche Ausraster nicht zu wundern. Die Krokodilstränen der Verantwortlichen in Medien und Politik sind einfach nur widerlich.
blackconti - 16. Mär, 02:41