Meinung

Dienstag, 22. September 2009

Überhangmandate

Hält man die aktuellen Meinungsumfragen für einigermaßen zutreffend, so können wir am kommenden Sonntag mit einer regierungsfähigen Mehrheit an Abgeordnetensitzen im Bundestag für CDU/CSU und die FDP rechnen, obwohl über die entscheidenden Zweit-stimmen keine Mehrheit erreicht wurde. Diese Kanzlermehrheit kommt aller Wahrscheinlichkeit nach durch Überhangmandate zustande, weil CDU und CSU mit Sicherheit wesentlich mehr Kandidaten über die Direktwahl durchbringen, als ihr prozentual nach dem Zeitstimmenergebnis zustehen. Diese Merkwürdigkeit des bundesdeutschen Wahlsystems ist allerdings verfassungswidrig, wie das Bundesverfassungsgericht im Juli 2008 eindeutig entschieden hat. Da aber das Verfassungsgericht dem Gesetzgeber eine Frist bis 2011 zur Änderung des Wahlgesetzes eingeräumt hat, wird die nächste Regierung ganz legal auf verfassungswidriger Basis gewählt.

Vor diesem Hintergrund wird nun wieder mal die Schizophrenie der SPD sichtbar. Spätestens seit 2008 hätte die SPD in der Grossen Koalition auf die Änderung des Wahlgesetzes drängen müssen, zumal ja zusammen mit den Grünen und den Linken rein rechnerisch eine Mehrheit gegen die CDU vorhanden ist. Höchstwahrscheinlich hätte auch die FDP für eine umgehende Änderung des Wahlgesetzes gestimmt. Aber die SPD hat nichts unternommen, ja sie hat sogar eine entsprechende Gesetzesvorlage der Grünen abgelehnt, klar, wegen der Koalitionstreue. Umso drolliger wirken jetzt die drohenden Warnungen an die CDU, die Überhangmandate zur Installation einer CDU/FDP – Regierung zu nutzen. Da werden sich die CDU und FDP sicher ganz schrecklich fürchten. Man kennt das ja schon vom Mindestlohn. Wird eine der ganz wichtigen SPD-Forderungen von einer Oppositionspartei im SPD-Wortlaut zur Abstimmung vorgelegt, so stimmt die SPD mit Sicherheit gegen ihre eigene Forderung.

Am nächsten Sonntag, so hoffe ich jedenfalls, gibt’s dafür die Quittung.

Sonntag, 6. September 2009

Notorische Lügner

Franz-Josef JungHöchstwahrscheinlich ist er davon überzeugt, dass in seinem jeweiligen Job die fortwährende Desinformation und Lüge zum Berufsbild gehört. Allerdings stellt sich dann die Frage, weshalb er das so plump macht, denn dass Franz-Josef Jung lügt, sobald er den Mund aufmacht erkennt auch der Unbedarfteste. Wer hätte nicht schon über seine „Schule für Frauen“- und „Brunnenbohr“-Geschichten gelacht. Egal ob er im System Koch als Leiter der hessischen Staatskanzlei „jüdische Vermächtnisse“ zur Verschleierung illegaler Parteispenden erfand oder nun als Verteidigungsminister hanebüchene Gründe für den Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan erfindet, Jung lügt, aber er lügt miserabel, weil man’s ihm immer ansieht. Seit gestern erläutert uns Jung nun unermüdlich, dass bei der Bombardierung der Tankwagen in Kundus ausschließlich Taliban –Terroristen getötet wurden. Angesichts der Bilder von den verletzten Kindern in den Hospitälern wirkt dies natürlich absolut glaubhaft.

Na endlich, jetzt ist auch die Bundeswehr richtig in den afghanischen Bürgerkrieg verwickelt, jetzt werden auch wir bald richtig gefallene Soldaten ehren können, von Taliban in die Luft gesprengt oder einfach aus dem Hinterhalt erschossen. Das feuert dann natürlich auch unseren Innenminister Schäuble, nicht zu vergessen: auch so ein Parteispenden-Ehrenmann, zu besonderen Überwachungsanstrengungen an, kommen wir doch dem fortwährend beschworenen Terroranschlag in Deutschland mit jedem toten Afghanen tatsächlich immer näher. Nur weiter so, es wird schon werden und, ganz wichtig, keine Stimme für die Linke. Die wollen die Bundeswehr nämlich aus Afghanistan abziehen und das ist unverantwortlich.

Montag, 31. August 2009

Der Erfolg der Linken – das Glück der SPD

Die SPD verliert massiv, über 6 % im Saarland, und freut sich wie ein Schneekönig, sieht sich als Wahlsieger und plustert sich sofort auf, weil sie der Bundes-SPD so eine tolle Vorlage für die anstehende Bundestagswahl geliefert habe. Dabei sollte sie sich in Demut vor Oskar Lafontaine verneigen, denn nur seinem klaren Wahlkampf und der Intelligenz der Wähler kann sie es verdanken, dass die Anti-Links-Kampagne der versammelten Medienallianz nicht verfing. Allein das exorbitante Wahlergebnis der Linken versetzt die SPD in die Lage an Regierungsübernahme auch nur zu denken. Da wirkt der merkwürdige Müntefering-Satz, dass die Linken ja ihr Wahlziel nicht erreicht hätten ( Lafontaine als Ministerpräsident) nur noch wie die hilflose Nörgelei eines Vorgestrigen.

Und in Thüringen sofort das gleiche Spiel. Zwar hat die SPD hier nicht verloren, aber auch kaum Zugewinne erzielt, dümpelt irgendwo bei 18 % , bläst aber sofort die Backen auf und will mit der Linken, die fast 10% mehr Wähler vorweisen kann, nur dann koalieren, wenn sie, die SPD, den Chef stellen kann. Nun ja, träum ruhig weiter SPD, oder, noch besser, lass dich auf eine Koalition mit der CDU ein. Dann kannst du dich auch bei der Bundestagswahl, wie jetzt schon in Sachsen, mit der FDP um den dritten Platz streiten.

Bei der CDU hat die gestrige Wahl anscheinend einen ordentlichen Schock ausgelöst. Ronald Pofalla blickt jedenfalls erfreulich blässlich aus der Wäsche. Man darf wirklich gespannt sein, wie der watschelnde Hosenanzug jetzt aus der Deckung kommen wird. Angst braucht man davor aber nicht zu haben, denn wo nichts ist kann auch nichts kommen.

Natürlich wird schon ab morgen die vereinte „Freiheit statt Sozialismus“ – Brigade aus allen Medien Breitseiten abfeuern und natürlich wird sich die SPD wieder winden wie ein Wurm. Nach dem heutigen Wahlergebnis bin ich aber guten Mutes und mein Vertrauen in die Klugheit der Wähler ist gewaltig gestiegen. Die CDU-FDP-Koalition wird es nicht geben, so viel steht wohl jetzt schon fest, aber um eine Neuauflage der Großen Koalition werden wir nicht herumkommen. Nach einer Schamfrist jedoch und nachdem die Münteferings, Steinmeiers, Steinbrücks usw. aufs Altenteil, bzw. in gutdotierte Beraterjobs bei den einschlägigen Energie- und Finanzkonzernen untergebracht wurden, kann dann endlich eine Regierung gebildet werden, die den Mehrheitswillen der Bevölkerung widerspiegelt und was im übrigen schon in den letzten vier Jahren theoretisch möglich war. Oh happy day!

Dienstag, 25. August 2009

Auch nicht schlecht – Lafontaine ist Nazi

Man kennt ja die die Empörung und die Empörer, die sich seinerzeit so über Oskar Lafontaines „Fremdarbeiter“-Wortwahl aufgeregt hatten, aber wer so sauber herausarbeitet, dass Lafontaine ein verkappter Nazi ist, muss eine geistige Koryphäe sein – wie Dr. Mathias Döpfner mit dieser Analyse beweist:

Oskar Lafontaine, der nationale Sozialist

Flächendeckender Mindestlohn, Rente mit 67 abschaffen und Hartz IV rückgängig machen: Sogar die Mehrheit der CDU-Wähler unterstützt diese Forderungen des Vorsitzenden der Linken. Der Linken? Sie müsste eher "Die Reaktionäre" heißen - entsprechend Lafontaines Weltbild des Ressentiments: protektionistisch, nationalistisch, wirtschafts-, wettbewerbs- und fremdenfeindlich.
Oskar Lafontaine ist gefährlich, die intellektuelle Selbstaufgabe im sogenannten bürgerlichen Lager aber ist gefährlicher.
Dass man sich mit dem selbst ernannten Heilsbringer nicht auseinandersetzen will, weil man ihn dadurch aufwerten würde – na ja. Dass er auf allen Kanälen seine nationalistisch-sozialistischen Ressentiments herauskrakeelt – geschenkt. Dass er das nicht nur in jeder Talkshow tut, sondern dass er neuerdings auch in freiheitlich-bürgerlichen Leitmedien wie in der „Welt am Sonntag“ und in der FAZ von gestern die Pressefreiheit und Marktwirtschaft verhöhnen und den Nichtdemokraten Chávez heroisieren kann – Geschmackssache.


Der Salon-Robin-Hood Lafontaine

Wenn dann aber sogar eine Mehrheit der CDU-Wähler für richtig hält, was der Salon-Robin-Hood aus dem Saarland zu der Abschaffung von Hartz IV, der Einführung des Mindestlohns, einer Rücknahme der Rente mit 67 und dem Rückzug aus Afghanistan gefordert hat, und wenn daraufhin die bürgerliche Politik und Öffentlichkeit statt eines Aufschreis weithin nur Schweigen parat hat – dann muss man sich schon ernsthaft Sorgen machen.
Nicht nur, weil sich im Justemilieu bürgerlicher Befindlichkeiten linke Paradigmen durchgesetzt haben: statt Freiheit Gleichheit, statt Eigenverantwortung Umverteilung und in der Außenpolitik statt Interessen- und Werteverteidigung Appeasement und die Ohne-Michel-Haltung. Schlimmer wiegt, dass die Leistungseliten – die auch Verantwortungseliten sein könnten und sein sollten – in weiten Teilen resigniert, unpatriotisch und äußerst egoistisch vor sich hin dämmern. Ganz nach dem letztlich zynischen Motto: Ich kann die Dummheit um mich herum nicht ändern, also denke ich lieber an mich – Eskapismus statt Einmischung.


Das Phänomen Lafontaine

Das Phänomen Lafontaine leitet nicht nur eine weitere Stufe in der Entfremdung der Bürger von politischen Prozessen ein. Es besiegelt und belegt auch die Auflösung der Kategorien von links und rechts.
Denn der Demagoge aus dem Saarland ist ja beileibe kein linkes Phänomen. Aus Lafontaines Weltanschauung folgt das Programm einer nationalpopulistischen Regierungspartei, bei der Jürgen W. Möllemann den Außenminister, Peter Gauweiler den Innenminister und Erich Mielke und Franz Schönhuber die Ehrenvorsitzenden hätten geben können. „Die Linke“ müsste eigentlich „Die Reaktionäre“ heißen. Sie pflegt ein Weltbild des Ressentiments: protektionistisch, wirtschafts- und wettbewerbsfeindlich, nationalistisch und fremdenfeindlich.
Während die bürgerlichen Parteien mit den Widersprüchen der offenen Gesellschaften ringen, während sie versuchen, sich den Komplexitäten der Globalisierung zu stellen und dabei mitunter einen zu zaghaften, zu halbherzigen Eindruck machen, gibt Lafontaine das Gegenmodell des Entschlossenheitspolitikers. Sein Weltbild hat einen großen Vorteil: Es ist einfach und in sich geschlossen. So geschlossen, dass es auf alles eine Antwort, für alles eine Verschwörungstheorie parat hat. Es basiert auf der Demagogie klarer Feindbilder und falscher Versprechen.


Der Heilsbringer Lafontaine

Schuld sind die Amerikaner, die Fremdarbeiter, die Kapitalisten oder – und auch das ist eine interessante terminologische Anleihe – der „militärisch-industrielle Komplex“. Hilfe bietet der starke, segnende Staat und natürlich der für die wundersame Brotvermehrung höchstpersönlich zuständige Heilsbringer Oskar Lafontaine.
Es ist ein zentralistisches, abgeschottetes, autoritäres Weltbild, das die Menschen vor sich selbst, vor allem aber vor allem Fremden in Schutz zu nehmen vorgibt. Alles andere, alles Offene ist Lafontaine und seinen Leuten fremd. Sie benutzen Politik als Projektion für Neid und Minderwertigkeitskomplexe. Und sie machen so die Armen und Schwachen, denen sie zu helfen vorgeben, immer ärmer und schwächer.
In der Idee des Nationalpopulismus schließen sich der ganz linke und rechte Rand zum Kreis. Ob der Antikapitalismus, der Antiamerikanismus oder der als Antizionismus verkleidete Antisemitismus nun von ganz links oder ganz rechts kommt, spielt im nationalen Sozialismus oder sozialistischen Nationalismus keine Rolle.
Lafontaine hält Chávez für ein großes Vorbild. Chávez sieht in Ahmadinedschad, den er gerne umarmt, einen Bruder im Geiste. Aber wenn die Leugnung des Holocaust und Fantasien zur Vernichtung Israels durch die Hintertür relativiert werden – allerspätestens dann hört der Spaß auf. Wer auch dafür noch Verständnis hat, hat nichts verstanden.
Oskar Lafontaine muss mit allen demokratischen Mitteln bekämpft werden. Aber will sich das eigentlich noch jemand zumuten?


Diese großartige Ausarbeitung ist zwar schon etwas älter, genauer: vom 9.7.2007, und ich hatte sie damals aus dem Webangebot von WELT-Online kopiert. Der Verfasser dieses Pamphlets, also Dr. Mathias Döpfner, ist Vorstandsvorsitzender des Springer-Verlages. Seine fast resignierende Schlussbemerkung, dass Lafontaine mit allen demokratischen Mitteln bekämpft werden müsse, aber sich dies wohl niemand mehr zumuten wolle, fiel dann letztendlich doch auf fruchtbaren Boden, denn heute vergeht kaum Tag, an dem nicht irgendein Medien- Windei an Lafontaine sein Mütchen kühlt ( vielleicht fällt ja ein besser bezahlter Job bei Springer dabei ab – nichtwahr Herr Frei!). Es ist zwar nach wie vor so, dass eine Mehrheit der Bevölkerung, bis weit in die CDU-Kreise, die Forderungen Lafontaines für richtig hält. Gewählt wird jedoch das genaue Gegenteil – die Gehirnwäsche durch die Medien wirkt vorzüglich.

Wegen der Qualität des geistigen Döpfner-Ejakulats, darauf einzugehen erspare ich mir, sah ich mich spontan zu einem Glückwunsch veranlasst, dessen Veröffentlichung leider von der WELT-Online-Redaktion aus mir unerfindlichen Gründen abgelehnt wurde. Per E-Mail schrieb man mir:

Hallo blackconti,

Ihr Kommentar:


Verwunderlich ist nicht, dass die WELT einen so bösartig zusammengeschmierten Hetzkommentar ihres obersten Chefs abdruckt, aber sehr verwunderlich ist, mit welch intellektueller Ausstattung man Chef werden kann. Glückwunsch!


hiermit möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass wir Ihren Kommentar auf WELT DEBATTE gelöscht haben.

Bitte beachten Sie: Die Löschung kann unterschiedliche Gründe haben. Bitte beachten Sie bei einem Kommentar immer unsere Netiquette.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr WELT DEBATTE Team


Wie schreibt das WELT-Debatte –Team zum Schluß:
„Mit freundlichen Grüßen“

Also, da kann man nicht meckern, höflich sind die Hosenscheißer jedenfalls.

Freitag, 14. August 2009

Also sprach Zarathustra

SPD Screenshot von Tageschau.de

„O meine Brüder, bin ich denn grausam? Aber ich sage: was fällt, das soll man auch noch stoßen! Das Alles von heute – das fällt, das verfällt: wer wollte es halten! Aber ich – ich will es noch stoßen!“ (Friedrich Nietzsche)

Da kann ich mich nur anschließen und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich gegenüber der SPD völlig emotionslos. Nicht einmal Mitleid oder Wehmut ficht mich an, angesichts des Untergangs meiner ehemaligen Volkspartei. Das kühle Ende einer über vierzigjährigen Beziehung.

Donnerstag, 13. August 2009

Wahlkampf 2009

CDU-Plakat

Escada ist pleite. Leider, denn in einer Escada-Edelrobe wäre uns die Ausstellung des Gesäuges einer Matschkuh wie Vera Lengsfeld höchstwahrscheinlich erspart geblieben. Da sich dieser Pfannkuchen vor Begeisterung über seinen Einfall kaum noch einkriegen kann, ist in der Endphase des Wahlkampfs mit der vollständigen Freilegung der Titten zu rechnen. Der reine Horror, aber da jede Stimme zählt und, versprochen ist versprochen, sie mehr zu bieten hat, verstehe ich das jetzt mal als diesbezügliche Drohung. Irgendwie wird mir ihr Ex-Ehemann im Nachhinein immer sympatischer.

Dienstag, 4. August 2009

Ja, was denn nun?

Am Montag vor einer Woche erzählten uns die Nachrichtensendungen noch lang und breit, wie großartig die Kauflaune der Verbraucher zur Zeit sei, dass der GfK – Konsumklimaindex um 3 Punkte gestiegen sei und für den August mit weiterer Steigerung zu rechnen sei. Und heute, gerade mal eine Woche später, vermelden die gleichen Nachrichtensendungen, dass nun die Krise auch im Einzelhandel angekommen sei, dass die Umsatzzahlen auf breiter Front rückläufig seien und mit weiter sinkenden Umsätzen zu rechnen sei.

Nun ist der GfK-Konsumklimaindex eine äußerst dubiose Kennziffer, die u.a. zulegt, wenn z.B. die Energiepreise steigen ( Strom, Gas , Sprit usw.), die Verbraucher also über weniger Geld verfügen und man sollte annehmen, dass eine Tagesschau- oder Heute-Redaktion dies auch weiß. Dies alleine hätte genügen müssen, die Jubelmeldungen auf Basis der GfK- Verlautbarungen nicht so vollmundig zu verbreiten. Heute nun wird uns das Gegenteil erzählt. Die Verbraucher halten sich zurück, was ja auch irgendwie logischer erscheint.

Aber was soll ich als Zuschauer davon halten? Geht es bei den angeblich so seriösen Hauptnachrichtensendungen nur noch nach der Devise: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!? Glauben die Macher ernsthaft, dass wir Zuschauer mittlerweile so verblödet sind, dass wir uns selbst auf kurze Distanzen nicht mehr erinnern?
Höchstwahrscheinlich! Und höchstwahrscheinlich haben sie damit sogar recht.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Ein Wunder

Sofern man den Berichten der Tagesschau oder den Heute-Nachrichten des ZDF noch Glauben schenken will (ich will es nicht!), erlebt der deutsche Einzelhandel zur Zeit ein Wunder. Jahrelang gingen die Umsätze kontinuierlich zurück. Kein Wunder, stagnieren doch die Einkommen der normal arbeitenden Bevölkerung seit Jahren oder verringerten sich gar und ausgerechnet jetzt, zu Zeiten der größten weltweiten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit, haben die Menschen angeblich alle Kaufzurückhaltung abgelegt und konsumieren was das Zeug hält. Satte Lohn – und Rentensteigerungen der letzten Zeit hätten die Taschen der Konsumenten gut gefüllt und die Verbraucher handelten nun sehr vernünftig, indem sie die Konjunktur durch erhöhte Inlandsnachfrage stärken.

Kann man das wirklich glauben? Normalerweise sind die Urlaubsmonate Juni, Juli und August im Einzelhandel die umsatzschwächsten des ganzen Jahres, logischerweise – wegen Urlaub eben - und warum sollte dies nun anders sein? Kontinuierlich ansteigende Kurzarbeit und für den Herbst bereits prognostizierter massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit sind auch nicht gerade Indizien für eine boomende Wirtschaft, von der Mär massiver Lohn- und Rentenzuwächse mal ganz abgesehen. Dass das nicht stimmt sieht ja jeder beim Blick auf seinen Lohnzettel oder an seinem Renteneingang, von all den Niedriglöhnern und Hartz IV-Empfängern ganz zu schweigen

Ich glaube von diesen positiven Meldungen kein einziges Wort. Mein Verdacht ist vielmehr, nein, eigentlich bin ich sicher, dass hier wieder einmal die Propagandamaschine angeworfen wurde, denn bis zur Wahl muss unbedingt verhindert werden, dass die Menschen den ganzen Umfang des angerichteten Desasters erkennen. Danach geht es dann ans Eingemachte.

Übrigens: Ist heute Jemandem das Gejammer wegen der ca. 500 Millionen Mehrkosten pro Jahr für den neuen Tarifvertrag für die KiTa-Mitarbeiter aufgefallen? Mit den 100 Milliarden, die man ganz schnell und ohne Gejammer für die Stabilisierung der Hypo Real Estate locker gemacht hat, könnte man die KiTa-Leute bis ans Lebensende und noch weitere 100 Jahre ... Aber was rege ich mich denn auf, das ist doch alles nicht wichtig. Wichtig ist der geklaute Dienstwagen der Ulla Schmidt. Spanien Olé!

Montag, 27. Juli 2009

Keineswegs ha(h)nebüchen

Was für ein Unterschied zum Lafontaine-Interview des, nach eigenem Bekunden, unanständigen Journalisten Peter Frey vor 2 Wochen. Peter Hahne überraschte gestern Abend im ZDF-Sommerinterview mit Horst Seehofer als durchaus kritischer Fragesteller, nachhakend und präzise, aber er ließ dem CSU-Chef immer ausreichend Raum, seine Sicht der Dinge darzustellen und überließ es somit dem Zuschauer, sich eine Meinung über Seehofers Antworten zu bilden. So geht es also auch und ich will nicht anstehen Peter Hahne zu diesem gelungenen Interview zu gratulieren. Und gerade weil im Vergleich der beiden Interviews sehr anschaulich wird, wie unfair Hahnes Moderationskollege Frey versuchte Lafontaine vorzuführen, und egal, wie viel scheinheilige Rechtfertigungsartikel er noch auf ZDF.de absondert, zum unanständigen Herrn Frey fällt mir nur ein Wort ein: Ar....... Nee, das schreibe ich jetzt nicht.

Montag, 13. Juli 2009

Hau den Oskar

Es war ja nicht anders zu erwarten, aber die primitiv-aggressive Art, mit der Peter Frey das „ZDF-Sommerinterview“ mit Oskar Lafontaine führte macht schon sehr deutlich, wie sehr die Massenmedien mittlerweile zu reinen Propagandaapparaten verkommen sind.

Schon in der Anmoderation macht Frey deutlich, dass ihn Lafontaines politische Vorstellungen nicht interessieren. Frey nennt das Motto seines Interviews unverblümt: „ Wird Oskar Lafontaine für die Linkspartei zur Belastung?“ und gleich in der ersten Frage kommt Frey auf sein Thema: „Schmeißen Sie dann wieder hin, wenn Sie nicht Ministerpräsident im Saarland werden?“ so fragt Frey sinngemäß und das „Hinschmeißen“ wird dann als roter Faden von Frey durchgehalten. Da kann Lafontaine erklären, warum er seinerzeit als Bundesfinanzminister und SPD-Parteichef zurückgetreten ist, so viel er mag, im nächsten Satz Freys hat Lafontaine natürlich schon wieder, klar, „hingeschmissen“.

Wenn Lafontaine erklärt, warum er zwar Ministerpräsident im Saarland, aber nicht Minister unter Heiko Maas werden will, so fragt Frey ziemlich unverschämt, ob dies unter Lafontaines Würde, ob er sich dafür zu schade sei. Lafontaines Forderungen und Erklärungen werden von Frey als zunehmend schriller bezeichnet. In einem Steckbrief, der in schriftlicher Form über den Bildschirm läuft hat Lafontaine dann wieder „hingeschmissen“, bzw. ist abgehauen und Lafontaines politisches Leitmotiv sei, so unterstellt der Steckbrief: „Rache an der SPD.“

Lafontaine ist natürlich klug genug, die durchsichtige Diffamierungsstrategie Freys ziemlich souverän zu kontern und geradezu lustig wird es, als Lafontaine anmerkt, dass sich inzwischen einige „anständige Journalisten“ auch ernsthaft mit den Vorschlägen der Linkspartei auseinandersetzen würden. Da stellt Frey aber sofort klar, wörtlich: „ Wenn Sie mit „anständig“ mich meinen, dann muss ich das zurückweisen!“ und dem kann man nur uneingeschränkt zustimmen.

Nachtrag:
Auf der Internetseite des ZDF beschreibt Peter Frey seine Sicht seines Interviews mit Lafontaine und mit erkennbarem Stolz meint Frey den wunden Punkt Lafontaines getroffen zu haben, das „Hinschmeißen“. Dieses Wort ist natürlich absichtlich gewählt, weil es herabsetzen soll und als Lafontaine dies nach wiederholter Anwendung seitens des Fragestellers als „dämlich“ und erkennbare zum Zwecke der „Diffamierung“ verwendet, benennt, da sieht Frey nun einen dünnhäutigen und verunsicherten Lafontaine. Scheinheilig stellt Frey in seiner Darstellung des Interviews die rhetorische Frage, warum er nicht über diesen Wendepunkt in Lafontaines Biographie sprechen dürfe. Dabei wollte er darüber gar nicht sprechen, denn die Erklärungen Lafontaines haben ihn sichtlich nicht interessiert, was er durch laufende Unterbrechungsversuche demonstrierte

Frey stellt im Interview die Frage, ob die LINKEN auch ohne Lafontaine bestehen könnten und aus Lafontaines Antwort, dass er dieses hoffe, weil es ja nicht sein könne, dass eine Partei nur von einer einzigen Person am Leben gehalten werden könne, schließt Frey messerscharf, das L. sich für den Dreh- und Angelpunkt der Linken halte, was natürlich Überheblichkeit suggerieren soll. Letztlich analysiert Frey auch noch Lafontaines Gesichtsausdruck und Körperhaltung während des Interviews und auch hier kann Frey, wen wundert’s noch, nur Negatives konstatieren.

Irgendwann erklärte Frey im Interview, dass Lafontaine im Sommerinterview genauso wie jeder andere Politiker behandelt würde. Nicht nur L. konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen, dass er sich da gerne das Interview mit der Bundeskanzlerin anschauen wird. Ich auch, denn solchen journalistischen Hofschranzen beim Kotau zuzusehen ist jedes Mal echter Fernsehgenuss.

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