Die Menschen sind wirklich unbelehrbar. Obwohl es doch an einschlägigen Warnungen nicht mangelt, entscheiden sich in einer Umfrage bei Tagesschau.de fast 60% für eine Rot-Rot-Grün-Koalition:
Das ist unglaublich. Hugo Müller-Fuck, der begnadete BILD-Kommentator hat doch treffend analysiert und rechtzeitig gewarnt:
Spielt denn jetzt selbst geballte politische Hetze in der Blödzeitung keine Rolle mehr? Wählt jetzt jeder was er will? Gemach, gemach, Herr Hugo Fucker -Müll, keine Panik, keine Sorge. Da ist noch das Scheinsozialistenpack von der SPD und denen ist es in den letzten Jahren zuverlässig gelungen, den Wählerwillen ins genaue Gegenteil zu verkehren.
blackconti - 11. Mai, 22:19
Langsam sieht’s freundlicher aus. Noch ist es nicht amtlich, aber mittlerweile scheint es für Rot-Grün nicht mehr zu reichen und das freut mich doch mindestens genauso, wie die Bauchlandung von Rüttgers und Westerwelle. Jetzt könnte die SPD endlich wieder in der Realität ankommen und eine ehrliche, d.h. linke Mehrheit anstreben, mit den Grünen und notgedrungen auch den LINKEN.
Für die ramponierte Glaubwürdigkeit der SPD wäre das der Anfang eines Heilungsprozesses und die LINKEN könnten auf ihre Regierungstauglichkeit getestet werden. Endlich gäbe es wieder eine Alternative bei den nächsten Wahlen und das allein wäre ein Segen für die Demokratie. So jedenfalls würde ich es mir wünschen, aber nach den Erfahrungen zurückliegender Wahlen wird die SPD wohl lieber wieder Juniorpartner unter einem CDU-Ministerpräsidenten werden. Wirklich überraschen würde mich das nicht.
blackconti - 10. Mai, 00:16
„Hello, Sir, hellooo, wake up Sir!“ – Langsam tauchen nebelig-verschwommen Gesichter über mir auf, die besorgt auf mich herunter blicken. Was ist denn los? Warum fährt mir ein nasser Lappen über die Stirn? Warum werden mir die Wangen getätschelt, überhaupt, warum liege ich hier…? Oh Gott, jetzt lichtet sich der Nebel und Erinnerungsfetzen beginnen sich zusammen zu setzen. Freitagabend, Pistols Saloon in Ramsgate, und eben war ich doch noch der wilde Rock n’ Roller auf der Tanzfläche? Eben? Wie lange war ich weggetreten? Jetzt erinnerte ich mich wieder: „I saw you standing there.” „Reflex“, die Hausband, rockte den alten Beatles-Hacker und da wollte ich der Dame neben mir an der Bar nicht schon wieder einen Korb geben, denn eigentlich war mir nicht nach Party. Na gut, und dann ging’s ja auch ganz flott ab. Zu flott wohl für einen 64-jährigen, denn urplötzlich blieb mir die Luft weg. Ich weiß noch, dass ich das Tempo rausnahm, mich irgendwie, irgendwo (an ihr?) festhalten wollte… Mehr weiß ich nicht. Meine nächsten Eindrücke: siehe oben.
Ich rappelte mich langsam auf, bzw. man half mir auf die Beine und schob mir einen Stuhl hin. Immer wieder besorgte Blicke und Fragen, aber langsam wich mein wohl ziemlich dümmliches Grinsen. Jemand reichte mir ein Glas mit einer in Wasser aufgelösten Tablette. Ich trank das Zeug ohne zu fragen. Irgendwo in einer Ecke erkannte ich aus den Augenwinkeln meine Tanzpartnerin und die Arme beobachtete mich ziemlich konsterniert aus der Distanz. Mein Gott, war mir das jetzt peinlich.
Dann standen plötzlich ein Notarzt und ein Sanitäter vor mir, führten mich zum Ambulanzwagen vor der Kneipentür. Oh je, da fehlten mir ja wohl doch ein paar Minuten. Mittlerweile aber fühlte ich mich eigentlich wieder fit. Trotzdem konnte ein Check ja wirklich nicht schaden und so wurden meine Blutwerte, mein Puls und mein Blutdruck überprüft. Letzterer war ein wenig erhöht, aber nicht besorgniserregend und ansonsten war alles im grünen Bereich. Nein, sie brauchen mich nicht ins Krankenhaus fahren und nein, ich brauche keine weitere Hilfe. Meine zwei Bier hatte ich bereits bezahlt und so konnte ich mich ohne weiteres Aufsehen verdrücken. Mein Bedarf an mitleidigen Blicken und höhnischen Kommentaren der Pistols-Gäste war für diesen Abend gedeckt.
„Wie siehst Du denn aus?“ fragte Frau Blackconti, als ich so gegen Mitternacht das Haus betrat und erst jetzt bemerkte ich meine verdreckte Kleidung. Nun, ich hatte einiges zu berichten, bevor wir uns zur Ruhe begaben. Geschlafen habe ich wie ein Stein und so kann ich diese peinliche Geschichte jetzt frisch und ausgeruht in den PC tippen.
Im Übrigen weiß ich natürlich selbst, dass ich a) das Rauchen aufhören und b) abnehmen muss. Von guten Ratschlägen dieser Art bitte ich also Abstand zu nehmen.
Des Weiteren betrachte ich auch den Hinweis, es gäbe doch im „Village of Happiness“ (das hiesige Altersheim) jeden Sonntagnachmittag für Senioren einen netten Tanztee mit Kaffee und Kuchen, als wenig zielführend, um nicht zu sagen: eine Unverschämtheit!
blackconti - 9. Mai, 01:31
Blondinenwitze sind nun wirklich nicht meine Sache. Bei Silvana Koch-Mehrin allerdings kann man auf den Gedanken kommen, dass diese Witzklischees doch nicht so weit hergeholt sind.
„Hart aber fair“ am Mittwochabend. Abschlussfrage des Moderators an die Talkgäste:
„Unsere Sendung dauerte 75 Minuten. Um welchen Betrag ist die Staatsverschuldung Deutschlands in diesen 75 Minuten angewachsen. Was schätzen Sie, Frau Koch-Mehrin?“

Gott sei Dank hat Plasberg die FDP-Blondine als erste gefragt und so konnte die FDP-Finanzexpertin nicht spicken. „ Mmmh, schwer, ääh – 6000 Euro?“ meint Blondie mit neckisch-treuherzigen Augenaufschlag.
(Hüstel, Räusper, kurzes peinliches Schweigen…)
Nun ja, die Schuldenuhr tickt z.Zt. mit ca. 4500 Euro Zuwachs/sek was bei 75 Minuten einen Anstieg der Staatsverschuldung um ca. 20 Millionen Euro ausmacht, aber wenn die FDP von der Koch-Mehrin-Schätzung ausgeht…Jetzt verstehe ich endlich das Steuersenkungsmantra der FDP.
blackconti - 6. Mai, 22:56
Vom Wetter her gesehen sicherlich, jedenfalls hier an der Südküste. Aber ansonsten?
Dass die Griechenland-Hilfe als alternativlos angepriesen wird, weil ansonsten die Banken mal wieder zusammenkrachen würden – geschenkt, das kennen wir jetzt schon. Demnächst dann Portugal oder Spanien – alles „Tina“, oder was? Montagabend wird uns die Bundeskanzlerin mit gewohnter Plattitüdenrhetorik beruhigen.
Aber lassen wir das und schauen nach Amerika, an die Südküste. Da klemmt gerade ein Sicherheitsventil und nun wird der ganze Golf von Mexiko mit Öl verpestet und keiner weiß das Loch zu stopfen. Wenn man die BP-Leute vor dem Unfall gefragt hätte, ob so ein Desaster vorstellbar wäre, dann hätte allein der Zweifel an der Technik helle Empörung ausgelöst. In Gorleben aber, oder bei deutschen Kernkraftwerken sind Zweifel an der Technik nun wirklich nicht angebracht, zumindest nach Meinung der jetzigen Regierung. Hinterher, bei der Evakuierung nach einem gravierenden Störfall kommt wieder die bekannte „Tina“ ins Spiel.
Ach ja, der Mai und das größte Desaster steht mir noch bevor. Hilflos muss ich mit ansehen, wie ein Alptraum wahr wird. Der FC Bayern, diese Fußballverein gewordene Zumutung, schafft tatsächlich das sogenannte Triple und nichts kann sie stoppen. Obwohl, vielleicht hat ja Bremen eine genialen Tag im Pokalfinale und vielleicht mischt diese wunderbare Mannschaft von Inter Mailand die Bayern genauso auf wie die scheinbar unschlagbare Truppe aus Barcelona. Viel Hoffnung allerdings habe ich nicht, aber diese stirbt bekanntlich zuletzt.
Apropo sterben, auch im Mai wird in Afghanistan weiter krepiert, sind’s nicht deutsche Soldaten, dann sind’s Afghanen, aber in der nächsten Woche wird man davon kaum was hören, denn die Wahlen in NRW sollen natürlich keine Abstimmung über den Krieg sein. Der ist natürlich auch „Tina“, wie wir wissen, aber es wäre doch zu schön, wenn alle Kriegsgegner wenigstens eine Alternative zu dieser abstrusen FDP herbeiführen würden.
Dann wäre der Mai vielleicht doch noch ein Wonnemonat.
blackconti - 3. Mai, 02:33
Endlich habe ich das Prinzip begriffen. Durch die scheinbare Unausgewogenheit der Gästeliste, immer sind die Vertreter des Kapitals oder die Befürworter von Militäreinsätzen in der Überzahl, macht sich Anne Will unangreifbar. Scheinbar zu einer straffen Gesprächleitung unfähig, erlaubt sie den Vorgenannten sich einem Millionenpublikum in ihrer ganzen ignoranten Unverfrorenheit vollständig zu entblättern.
Letzten Sonntag gelang Anne Will ein ganz außerordentlicher Coup. Zur Einstimmung spielte sie noch mal den schmierigen zu Guttenberg mit seinem ekelhaft-pathetischen „Ja“ auf die angebliche Frage seiner kleinen Tochter ein. Der Videoausschnitt der zu Guttenberg’schen Trauerrede ist ja an heuchlerischer Peinlichkeit kaum zu überbieten und somit war eine gute Grundlage für weitere Peinlichkeiten gelegt.
Schon bald gab sie dem immer fetter werdenden Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel die Gelegenheit, die Gründe für den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr darzulegen. Wir lernten dabei, dass es darum gehe, den Terroristen den Zugang zu Atomwaffen in der Region, aus China, Pakistan, Indien und irgendwelchen ehemals russischen Anrainerstaaten zu verwehren. Da dies von der Raus-aus-Afghanistan-Fraktion (Willemsen/ Gysi) mit einigem Erstaunen, weil brandneu, und einer gewissen spöttischen Heiterkeit hinterfragt wurde, schickte Niebel die seit Jahren bekannte Version vom Befrieden der Region durch Mädchenschulen und Brunnen- und Straßenbau hinterher, das übliche Gewäsch der CDU/FDP/SPD/Grüne-Regierung halt.
Dann durfte der, wegen seiner Irak-Kriegsunterstützung durch genaue Kenntnis der Massenvernichtungswaffen des Saddam Hussein, hinlänglich bekannte Bundeswehr- Hochschulprofessor Michael Wolffsohn seine Hau-drauf und Rein-Raus-und wieder rein- Strategie erläutern. Nun ja, den guten Michael kennt man u.a. aus dem Broder-Umfeld der „Achse des Guten“ und da weiß man natürlich, welch niedriges Niveau man erwarten darf.
Den Höhepunkt aber bildete Kerstin Müller. Die Frau ist außenpolitische Sprecherin der Grünen und eine gnadenlose Verfechterin des Afghanistan-Kriegseinsatzes. Ihrer Argumentation, im geifernden Stakkato vorgetragen, konnte ich leider nicht richtig folgen , irgendwas mit enttäuschten Soldaten und armen, unterdrückten Frauen – ach, eigentlich war’s mir auch egal. Hellhörig wurde ich erst, als sie die „Raus-aus-Afghanistan“-Forderung einer überdeutlichen Mehrheit der Deutschen angesichts der toten Soldaten als „schäbig“ bezeichnete. Aber damit nicht genug. Sie verstieg sich auch noch zu der Behauptung, die 70% der Deutschen, die den umgehenden Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan forderten, spielten dem afghanischen Widerstand in die Hände und seien letztlich schuldig am Tode der Soldaten. Dieser Auffassung schlossen sich Niebel und Wolffsohn nur zu gerne an.
Aha, darauf läuft es jetzt hinaus. Die Neuauflage der Dolchstoßlegende! Wir sind also schuld daran, bewusst oder unbewusst, dass die aufständischen Afghanen deutsche Soldaten töten. Mein Gott, da schäme ich mich aber jetzt. Natürlich nicht für meine pazifistisch Meinung zum Krieg, sondern dafür, dass ich die Grünen bislang für eine im Grundsatz pazifistische Partei gehalten und sie u.a. auch deshalb gewählt habe. Dass die Grünen für mich jetzt nicht mehr wählbar sind versteht sich ja wohl von selbst.
Ganz schön subversiv, die Anne Will.
blackconti - 20. Apr, 02:58
…“tiefe Bestürzung in Berlin“. Das schreiben die wirklich bei Tagesschau.de. Bestürzung, dass ich nicht lache. Leichen sind business as usual in einem Krieg, auch in einem umgangssprachlichen. Und zwar auf beiden Seiten, oder hat jemand geglaubt, die Afghanen ließen sich einfach abschießen ohne zurückzufeuern? Ja, sicher, Herr Steinmeier, so eine Rakete auf einen Panzerwagen abgefeuert, ist feige und gemein, wo doch der Panzerwagen im Prinzip nur Patrouille fuhr. Im Prinzip, denn leider ist Baghlan Talibanhochburg und das Gebiet muss gesäubert werden, von diesen Dreckspaschtunen, die nicht einsehen wollen, dass sie nur zu ihrem Besten abgeknallt werden. Für diese Säuberung hat der Panzerwagen eine Kanone.
Der umgangssprachliche Kriegsminister hatte gerade auf dem Rückweg vom Frontbesuch seine Gelfrisur gerichtet , da muss er schon wieder um 180° wenden und neue Leichensäcke abholen. Mal schaun , ob er das nächste Woche oder übernächste auch noch macht, oder ob dann schon ein Linienverkehr für Leichensäcke eingerichtet sein wird?
Ob sich auch diesmal wieder das ganze Politgeschwärl zum „in Dankbarkeit Verneigen“ einfindet, oder ob diesmal die Reihen schon lichter sind? Vielleicht kommt die heuchelnde Bande noch einmal, aber dann ist bestimmt Schluss. Die nächsten Heldenbegräbnisse übernimmt dann der jeweilige örtliche Bürgermeister. Ist ja dann Routine.
Und wenn bei der nächsten Heldengedenkfeier mein ach so bestürzter Kriegsbaron wieder erklärt, ganz Deutschland verneige sich vor den Toten, dann kann er versichert sein, ich verneige mich auch. Aber nicht vor den Toten, die mussten wissen, auf was sie sich einließen. Ich verneige mich vor dem Baron – um ihm vor die Füße zu kotzen.
blackconti - 16. Apr, 00:27
Trauerfeiern gab es ja schon einige in Afghanistan, aber leider waren die bisherigen Toten der Bundeswehr entweder bei Anschlägen des afghanischen Widerstandes, umgangssprachlich: Terroristen, gestorben, oder bei Verkehrs- und Arbeitsunfällen ums Leben gekommen. Alles nicht so heldenhaft.
Aber jetzt ist es geschafft und das Warten hat ein Ende: Endlich darf sich auch die Bundeswehr mit „richtig“ im Felde gefallene Soldaten schmücken und sofort ist die ganze Polit-Mischpoke vor Ort, heuchelt Betroffenheit, presst sich Krokodilstränen ab und verneigt sich in Dankbarkeit vor diesen, „für die deutsche Sicherheit“, in Afghanistan verreckten jungen Männern.
Die toten Soldaten, bzw. deren Familien, tun mir ehrlich von Herzen leid, erscheint mir doch deren Tod so unglaublich sinnlos, weil es für diesen Afghanistaneinsatz der Bundeswehr natürlich außer dummdreisten, an den Haaren herbeigezogenen Argumenten überhaupt keine
Rechtfertigung gibt. Zu Guttenbergs Gefasel vom „umgangssprachlichen Krieg“ und seine wortklaubenden Erklärungsversuche vor wenigen Tagen sprechen da Bände. In Afghanistan tobt ein Bürgerkrieg und da hat die Bundeswehr nichts verloren.
Und schon wird die mangelhafte Ausrüstung der Bundeswehr in Afghanistan beklagt und u.a. für den Tod der Soldaten verantwortlich gemacht. Besonders fehlten Kampfhubschrauber und da ahne ich dann, wie man sich die Bekämpfung der Afghanen in Afghanistan vorstellt. Das Wikileak-Video aus dem Irak gibt da einen hervorragenden Eindruck. Ob aber die Bundeswehr in Punkto Lässigkeit, Spaß und Verrohung beim Killen den Standard der amerikanischen Freunde je erreichen wird? Aber sicher doch, die Zeit wird’s schon richten, denn ein sofortiger Abzug wäre unverantwortlich, wie man uns ja immer und immer wieder einbläut.
blackconti - 10. Apr, 15:45