Dienstag, 16. September 2008

Ich bin dann mal weg

Nein, nicht auf Pilgerreise auf dem Jacobsweg. Der ist mir inzwischen zu überlaufen. Nein, ich werde mich in eine ruhige Ecke auf der Wiesn hocken, eine Mass trinken und ein Hendl verzehren, die goldene Herbstsonne genießen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

Wie? Das ist bloß ein blödes Klischee? Die Wiesn ist nur noch eine Halsabschneider-veranstaltung, bei der man ohne Vorbestellung oder Schmier kaum einen Sitzplatz bekommt, bei der man Bier und Hendl nur noch zu Wucherpreisen erhält, bei der das Wetter im allgemeinen grauslich ist, wo die Alkoholleichen im Minutentakt abtransportiert werden und wo man mit 50 Anderen in einer Reihe im Urindampf an einer verzinkten Pissrinne steht?

Ja, sicher, jetzt erinnere ich mich wieder, aber 7 Jahre Abstinenz sind eine lange Zeit und die Erinnerung verklärt so manches. Alles egal, ich brauch’s halt mal wieder und in ca. 3 Wochen erzähle ich dann hier, wie’s wirklich war – ääh, oder irgendetwas anderes aus der Abteilung: "Kurz und uninteressant".

Sonntag, 14. September 2008

Alter und Weisheit...

Adolf Lafontaine…bedingen sich nicht unbedingt, wie am Beispiel des prinzipiell hochgeschätzten Altkanzlers Helmut Schmidt deutlich wird. Dessen holzschnittartige Betrachtungen zur politischen Großwetterlage mag man ja noch als Meinung eines Politrentners hinnehmen, aber Oskar Lafontaine mit Hitler gleichzusetzen (hier) wegen angeblich vergleichbaren demagogischen Redetalents - bei allem Respekt vor dem Altkanzler – dümmer geht’s nicht.
Als Redner ist Hitler ein Ausnahmetalent und damit dies deutlich wird, erinnere ich an jene unvergessene Rede des Führers über persönlichen Probleme:



Wann hätte man je eine so grazil und dennoch fulminant vorgetragenen Anklage vom Lügner, Kommunisten, Brutaldemagogen Lafontaine gehört? Vielleicht wäre ein neuer Warnhinweis auf Zigarettenpackungen nützlich: Achtung! Rauchen zerstört das Urteilsvermögen!

Roland Tichy ( Dödel)Anmerkung:
"Lügner", "Hetzer" und "Brutaldemagoge" sind O-Ton Roland Tichy von der „Wirtschaftswoche“, der das heute im ARD-Presseclub mindestens dreimal mit angewidertem Gesichtsausdruck wiederholt hat und sich gar nicht mehr einkriegen wollte. Ist schon toll, wie sachlich sich jeder hergelaufene Dödel im öffentlich- rechtlichen Bereich zur LINKS-Partei äußern darf.

Montag, 8. September 2008

Diese Seefahrt ist nicht lustig

Der stoppelbärtige Kapitän ist weg und der alte Fahrensmann hat wieder das Steuer übernommen. Kurs halten ist seine Devise. Aber wohin? Nach steuerbord, dem „wohlmeinenden“ Rat des CDU-Klabautermann Pofalla folgend doch wohl eher nicht. Backbord geht auch nicht, denn dann begäbe man sich ja in die Nähe des Aussätzigen, des roten Franzosen. Und obwohl im Verband zu segeln eine schlagkräftige Armada bedeuten würde - nein zu groß ist die Furcht vor dem Klabautermann. Dabei mustert die Mannschaft schon in zunehmender Zahl bei der morschen Schaluppe SPD ab und heuert beim Franzosen an, Pest an Bord hin oder her, denn etwas besseres als den Tod findet man überall.

Den Blick markig nach vorn, steuert die graue Eminenz geradezu ins Desaster. Dass dabei die eben neu montierte, weißhaarige Galeonsfigur als erste zu Schaden kommt kann man leicht verschmerzen und überhaupt werden kaum Opfer zu beklagen sein, denn auch die Ratten a la Klaas Hübner vom Seeheimer Kreis werden vor dem Crash das Boot verlassen haben. Wer, wie Hübner, einen Brandbrief gegen Hartz IV an den SPD-Vorstand, von 60 SPD-lern unterzeichnet, darunter Gewerkschaftsführer und Bundestagsabgeordnete, für eine marginale, vernachlässigbare Meinung der Basis!! hält, den hält ganz sicher nichts auf einem sinkenden Kahn. (Nebenbei, ich möchte auch nicht mit so einem in einem Boot sitzen - und wär's ein Rettungsboot.)

Nach dem Desaster, wenn sich der Strudel wieder geschlossen hat, lacht über dem dunklen Wasser höhnisch der Klabautergnom. Doch das Lachen wird ihm noch vergehen, denn am Horizont steuert die rote Galeere des Franzosen mit der „marginalen“ Basis nach backbord – in Richtung Sonne und Freiheit. Dorthin wollte die SPD auch einmal, aber am Ende war das nur noch ein Lied.

Freitag, 5. September 2008

Thomas Roth ist nicht zu fassen

Thomas Roth„Thomas Crown ist nicht zu fassen“ war der Titel einer Gangsterkomödie aus den späten Sechzigern und der Bankräuber Steve McQueen alias Thomas Crown agierte so geschickt, dass man seiner nicht habhaft werden, d.h. ihn fassen konnte.
Anders verhält es sich mit Thomas Roth. Sein Verhalten ist nicht zu fassen. Eigentlich hätte man annehmen dürfen, dass seit der Ausstrahlung des so verfälschend zusammengeschnittenen Putin-Interviews genügend Zeit vergangen ist, um sich eine vernünftige Strategie der Schadensbegrenzung zurechtzulegen, denn der Imageschaden der ARD-Tagesschau ist ja wahrlich gewaltig.

Was hätte Roth gestern Mittag in Tagesschau- Chat sagen können? „ Entschuldigung, wir haben da sicher unter Zeitdruck Fehler gemacht und ich bedauere sehr, wenn durch unsere Bearbeitung des Originals ein falscher Eindruck entstanden sein sollte. Bitte nehmen Sie mir ab, dass dahinter keine verfälschende Absicht oder gar eine Zensur steckt.“ Ja, das hätte man, knurrend zwar, akzeptieren können. Aber was sagt Roth statt dessen?:

Frage: Halten Sie angesichts der Reaktion Ihrer Zuschauer die Art und Weise, in der das Interview gekürzt wurde, weiterhin für gerechtfertigt und objektiv? Würden Sie es heute anders machen?

Thomas Roth: Ja, ich halte es nach wie vor für richtig, dass wir an einem herausgehobenen Programmplatz im ARD-Hauptprogramm das Interview in einer Länge von 10 Minuten ausstrahlen durften.( ....) Wir haben, da wir kein staatlicher Rundfunk sind, nicht die Verpflichtung, das Interview eines Ministerpräsidenten unmittelbar in gesamter Länge auszustrahlen. (....) Die Kürzung selbst habe ich nach aus meiner Sicht streng nachrichtlichen Kriterien vorgenommen.

Nix da mit Entschuldigung

Frage: Halten Sie das gekürzte Interview inhaltlich für gleichwertig?

Thomas Roth: Am besten ist ein Interview natürlich immer, wenn man es sofort und unmittelbar in voller Länge zeigen kann. Natürlich auch deshalb, weil in voller Länge jede Nuance viel deutlicher wahrgenommen werden kann - insofern ist eine gekürzte Version natürlich immer eine gekürzte Version.


„Gekürzte Version“ ist wirklich nett gesagt.

Frage: Wer entschied, diesem Interview nur neun Minuten Sendezeit einzuräumen?

Thomas Roth: Das war eine Entscheidung der ARD-Programmplanung, über die ich mich aber sehr gefreut habe. (...) Obwohl nach meiner Information das Publikum an einem solchen Abend eher unterhaltungsorientiert zu sein scheint.


Unterhaltungsorientiert? Direkt nach den 9 Minuten Stümmel-Putin wurde fast 5 Stunden ununterbrochen vom Obama-Wahl-Kongress in Denver übertragen. Keine Zeit für 20 Minuten mehr Putin? Direkt lachhaft!

Frage: Meines Erachtens wurde die Frage von 'Anfang' nicht beantwortet. Es ging in der Frage darum, ob Herr Roth die Art und Weise der Kürzung als objektiv empfindet, nicht um die Kürzung an sich.

Thomas Roth: Ich habe diese Kürzung nach journalistischen Kriterien vorgenommen und versucht, dabei möglichst viele interessante Gesichtspunkte an diesem Abend zu berücksichtigen.( ....)


Interesse hat Roth wahrlich geweckt, aber nicht mit journalistischen Kriterien.

Frage:Wie erklären Sie sich die große Empörung über die Kürzungen?

Thomas Roth: Offen gestanden, tue ich mich damit sehr schwer. (...) Was mich an der Reaktion durchaus stört ist, dass von nicht Wenigen wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, ich hätte dabei ein manipulatives Interesse gehabt. Dem war natürlich nicht so.


Natürlich nicht, Roth hat nur Anweisungen befolgt.

Frage: Warum haben Sie die Langfassung um 6.20 Uhr morgens ausgestrahlt? So hat sie doch kaum jemand sehen können.

Thomas Roth: Das war eine Entscheidung der Programmplanung des WDR. Ich war froh, dass wir die Langfassung im WDR-Fernsehen zeigen konnten. Zudem haben wir ja den Text im Internet auf dem sehr gut besuchten Portal "tagesschau.de" ebenfalls zur Verfügung gestellt. Mehr kann man kaum tun, wie mir scheint.


Ja,ja, aber alles erst, nachdem die Proteste nicht mehr zu ignorieren waren. Und 6.20 Uhr spricht für sich. 30 Minuten Interview und dafür keine normale Sendezeit auf -zig ARD-Kanälen, wo sonst für jeden Schwachsinn Platz ist?

Frage: Lieber Herr Roth! Warum wurde die Passage ausgeschnitten, wo es sich darum handelte, wer den Krieg angefangen hat? Das ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Fragen. Alle, die ich kenne, glaubten bis vor kurzem, Russland war der Aggressor.

Thomas Roth: Putin hat doch deutlich gesagt, wie seine Sicht der Dinge ist.(....)


Aber in Original doch sehr viel deutlicher.

Frage: Hallo Herr Roth. Wie war die Stimmung in der Redaktion, als sich abzeichnete, wie viel negatives Feedback das Interview erzeugte? War man geschockt oder ist man in der Redaktion auf solche Situationen vorbereitet?

Thomas Roth: Ich selbst war überrascht, weil ich ja noch stolz darauf war, dass wir einen Teil des Interviews im ARD-Programm zeigen durften. Geschockt war ich allerdings, da doch ziemlich Viele mir mehr oder weniger deutlich unterstellt haben, dass ich ferngesteuert sei. Oder, dass ich mich zu einer offenen Zensur hergeben würde. Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, zumindest diesen Verdacht auszuräumen.


Verdacht? Nach diesem Putin-Interview und Roths Erklärungen ist das Gewissheit.

Frage: Haben Sie überwiegend Zustimmung von den Kollegen erhalten? Gab es auch Kritik?

Thomas Roth: Lieber wolfo, es gab überwiegend Zustimmung, ja sogar Lob!


Das sagt Roth und Selbstzweifel sind seine Sache nicht. Er hat alles richtig gemacht und kann sich die Empörungswelle, die über die Tagesschauredaktion schwappte nicht erklären. Stolz ist er und Lob hat er auch erhalten und somit ist alles in schönster Ordnung.

Das verfälschte Interview allein hätte aber meines Erachtens nicht diese massive Reaktion in der Blogsphäre ausgelöst, in den großen Printmedien fand das kaum einen Niederschlag, wenn nicht schon seit geraumer Zeit das latente Gefühl bestehen würde, dass die Mainstream-Medien manipulierend informieren. Afghanistan, Tibet, China –Olympiade und jetzt Georgien, immer erscheint der „Fokus“, wie uns so erhellend erklärt wurde, einseitig parteiergreifend ausgerichtet. Allerdings macht die Reaktion so Vieler auf dieses Putin-Interview auch Hoffnung.

Dienstag, 2. September 2008

Die Fanfare der Tagesschau...

...schien über viele Jahre das Erkennungszeichen für eine sachliche , objektive Nachrichtensendung zu sein. Möglicherweise war das schon immer eine Illusion, aber dass so offensichtlich verfälscht und manipuliert wird, wie hier ( unbedingt anklicken und auch den Links folgen!) von Gregor Keuschnig dargestellt, schien bis dato unvorstellbar.
Langsam scheint der ARD zu dämmern, wie nachhaltig das zusammengeschnippelte Putin-Interview das Vertrauen in die Objektivität der Tagesschau beschädigt hat. Die Erklärungsversuche, nachgeschoben, nachdem der Protest nicht mehr zu ignorieren war, haben die Sache allerdings nur noch verschlimmert. Die jetzt bei Tagesschau.de verspätet veröffentlichte Vollversion des Putin-Interviews verstehe ich als Versuch der Schadensbegrenzung und Ausdruck schlechten Gewissens – zu spät!
Die Fanfare der Tagesschau erklingt für mich jetzt als Warnsignal: Vorsicht – Fälschung, Verdrehung und Manipulation!

Donnerstag, 28. August 2008

Schwer verzockt...

... hat sich der georgische Präsident Saakaschwili mit seinem Nacht- und Nebelangriff auf die Stadt Zchinwali in Südossetien und sein Abgang ist nur noch eine Frage der Zeit. Da wird ihm das ganze scheinheilige Geplärre seiner Natofreunde wegen des brutalen Gegenangriffs der Russen auf Georgien nichts nützen. Die russische Regierung wird Saakaschwili als Gesprächspartner nicht mehr akzeptieren.
Der geradezu lächerliche Eiertanz der Natomitgliedsstaaten, Russlands militärischen Gegenschlag als völkerrechtswidrige Agression gegen das ach so demokratische Georgien hinzustellen, wirkt durch die einseitige Berichterstattung der westlichen Mainstream – Medien nur noch grotesker und das eilfertige, wenn auch nichtssagende Versprechen der Bundeskanzlerin, Georgien werde auch ( irgendwann) Mitglied der Nato werden ist einfach nur peinlich.
Wenn zwei so unterschiedliche Zeitgenossen wie Endloskanzler Kohls außenpolitischer Berater Horst Teltschik
(Hier) und der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, der alte Friedensfreund Erhard Eppler (Hier) übereinstimmend Verständnis für die russische Reaktion zeigen, so darf man selbst als geostrategischer Dilettant seinem Bauchgefühl für Gerechtigkeit getrost vertrauen.
Josef Joffe von der „Zeit“ z.B. kreidet den Russen negativ an, sie hätten ja bloß auf eine Gelegenheit zum Einmarsch nach Georgien gewartet, weil sie bereits hochgerüstet an der Grenze gestanden hätten. Meiner Ansicht spricht dies nur für Weitsicht der Russen. Sie kannten wohl ihren Saakaschwili und ahnten, dass dieser nur zu gerne den Einflüsterungen der ölgeilen, kriegstreibenden Bush-Administrtion folgen würde. Jedenfalls weiß nun jeder, welcher Bartel im Kaukasus den Most holt.

Donnerstag, 21. August 2008

Es wird langsam Frühling...

Bougainvilla vorm Haus

Olga im Garten...und die damit einhergehende Müdigkeit erklärt vielleicht meine momentane Blogabstinenz. Außerdem erhielt ich letzte Woche vom Doktor grünes Licht zur uneingeschränkten Nutzung meines rechten Beines. Es ist vollständig ausgeheilt und nach über drei Monaten Zwangspause verbringe ich meine Zeit nun verständlicherweise lieber auf dem Golfplatz als am Computer. Und auch die Olga freut sich, weil sie ab sofort wieder beide Blackcontis zum Beachwalk drängen kann.

Sonntag, 10. August 2008

Das Ekelpaket

Markwort

Bei FOCUS.de legt Chefredakteur Helmut Markwort besonderen Wert auf Netiquette und löscht selbstverständlich jeden Kommentar, der sich eines unsachlichen Stils befleißigt bzw. den Respekt vor anderen Meinungen vermissen lässt. Natürlich werden dort auch demagogische oder diskriminierende Äußerungen gegen ihn andere nicht geduldet.

Höchstwahrscheinlich hatte der Presseclub der ARD heute Mittag solche Benimmregeln nicht, denn als Markwort den Links-Partei-Vorsitzenden Oskar Lafontaine in aller Unsachlichkeit als Ekelpaket bezeichnete, kam weder vom Moderator eine Bitte um Mäßigung, noch regte sich einer der Mitdiskutanten darüber auf. Höchstwahrscheinlich gibt es da mittlerweile eine amtliche Sprachregelung, die es jedem hergelaufenen Arsch erlaubt, über die Linkspartei und deren führende Mitglieder herabsetzend und beleidigend zu quatschen.

Nun trifft es sich natürlich gut, dass auch ich hier im Blog keiner Netiquette unterliege und deshalb gebe ich unumwunden zu, dass ich im Vergleich mit Lafontaine den fetten Markwort für das weit unangenehmere Ekelpaket halte. Einen bigotteren Heuchler als diesen vollgefressenen Strumpf vermag ich mir kaum vorzustellen und in Abwandlung seiner dämlichen FOCUS-Reklame gebe ich es Markwort gerne schriftlich:
Fuck you! Fuck you! Fuck you!

Schon wieder Olympiade

Sydney ist „gefühlt“ doch kaum vorbei, da schwimmen, schießen, rennen, hauen und stechen sie schon wieder. Diesmal in Peking (oder muss ich jetzt „Bejing“ sagen?) und genauso wie ich mich spontan an nichts mehr von der Sydney-Olympiade erinnere, genauso schnell wird auch Peking wieder vergessen sein. Kein Wunder bei der inflationären Vermehrung der sogenannten Sportgroßereignisse.

Vor Sydney gab’s die Spiele in Athen und ohne ins Lexikon zu schauen fällt mir auch dazu spontan nichts ein. Davor gastierte Olympia in Atlanta , wovon bei mir einzig die Begriffe Coca-Cola-Spiele und ein Bombenanschlag hängen geblieben sind und mit Barcelona 1992 assoziiere ich allein Monteserrat Cabale` und Freddy Mercury, obwohl das böse AIDS Letzteren schon ein Jahr vorher dahingerafft hatte. Ja, und davor Seoul 88: Großartige Bilder phantastisch aufgepumpter Athletenkörper von Ben Johnson, Carl Lewis, Florence Joyner-Griffith u.v.a. Seoul - DIE Dopingspiele der Neuzeit.

Los Angeles 84 und davor Moskau 1980 waren ja keine richtigen olympische Spiele, weil sich, zuerst in Moskau und dann vier Jahre später in Los Angeles, Kapitalisten und Kommunisten gegenseitig boykottierten. Zu Los Angeles fällt mir einzig „der Raketenmann“ ein und zu Moskau gar nichts, da im deutschen Fernsehen nur eine tägliche Kurzzusammenfassung der Ergebnisse gezeigt werden durfte. Von der Olympiade 1976 in Montreal ist mir einzig erinnerlich, dass den Kanadiern das Geld für den Stadionbau ausgegangen ist und die Spiele deshalb in einem unvollständigen Provisorium durchgeführt wurden.

München 72 ist natürlich noch sehr präsent, zum einen weil diese Spiele in Deutschland stattfanden und zum anderen wegen des Entsetzens, den der brutale Überfall eines palästinensischen Terrorkommandos auf israelische Sportler und das blutige Ende des Geiseldramas weltweit ausgelöst hat. Aber auch an die sportlichen Ereignisse erinnere ich mich noch recht genau und Namen wie Mark Spitz, Heide Rosendahl, Ulrike Mayfarth, Heinz Wolfermann oder Wilfried Dietrich ( „Kran von Schifferstadt“) fallen mir bei „München72“ sofort ein.

Komischerweise werden die Erinnerungen an olympische Spiele immer intensiver, je weiter ich in die Vergangenheit zurückblicke. Möglicherweise liegt das am Alter, weil mit beginnender Demenz das Kurzzeitgedächtnis rapide nachlässt, lange zurückliegende Ereignisse aber immer klarer aus dem Nebel des Vergessens hervortreten. Daran allein aber liegt es nicht, dass ich mich an die an die Olympiade in Mexico-City 1968 so lebhaft erinnere. Nein, es waren die guten Fernsehbilder aus Mexiko, welche die Menschen faszinierten. Direkte TV-Übertragungen aus Übersee waren erst seit wenigen Jahren möglich und das Farbfernsehen war gerade mal seit einem Jahr in Deutschland eingeführt. Außerdem wurden auf Grund der Höhenlage von Mexico-City ( 2300 m ü.M) außergewöhnliche sportliche Ergebnisse möglich. Weltrekorde in fast allen Leichtathletik-Wettbewerben, die Jahrzehnte bestand hatten. Z.B. der unglaubliche Weitsprungweltrekord ( 8,90 m) des Amerikaners Bob Beamon oder der Sieg mit Weltrekordhöhe des US-Hochspringers Dick Fosbury, dessen, neuer Sprungstil, der „Fosbury-Flop“ den Hochsprung revolutionierte. Und dann waren da noch die hochgereckten, schwarz behandschuhten Fäuste der beiden schwarzen US-Läufer, die auf dem Siegerpodest gegen die Rassendiskriminierung in den USA und für Black Power demonstrierten.

Auch die Spiele in Tokio 1964 wurden bereits via Satellit übertragen, jedoch waren die Bilder noch etwas getrübt und das ist auch meine Erinnerung an diese Olympiade. Allerdings ist der Zehnkampfsieg von Willi Holdorf samt den Bildern des, am Ende des abschließenden 1500m-Laufs, völlig erschöpft über die Ziellinie wankenden Athleten immer mit Tokio 64 verbunden.

Die Spiele in Rom 1960 habe ich intensiv im Radio verfolgt. Ein Fernsehgerät besaßen meine Eltern noch nicht. Aber den Siegeslauf von Armin Hary über 100 m, die gazellenhafte Leichtigkeit des Laufstils der Wilma Rudolpf über 100 und 200m habe ich dennoch live bewundern können, denn in unserer Nachbarschaft gab es Freunde, deren Eltern sich schon einen Fernseher leisten konnten.

Zu jener Zeit war auch die Wochenschau, die Fox tönende tärätätä tä tä, die im Vorprogramm jeder Kinovorstellung lief, ein wichtiges Informationsmittel, wo natürlich auch über die olympischen Spiele berichtet wurde, und Bilder von der Olympiade in Melbourne 1956 bekam man nur dort zu sehen. Da war ich aber erst zehn Jahre alt und deshalb kann ich mich an Bilder nicht mehr erinnern. Einzige Ausnahme, der unter Schmerzen zum Sieg reitenden Hans Günther Winkler auf seiner legendären Stute Halla. Den Ritt habe ich mehrfach gesehen, aber höchstwahrscheinlich erst Jahre später. Hier spielt mir die Erinnerung bestimmt einen Streich. Dass die Reiter 1956 statt in Australien in Stockholm, in Schweden, geritten sind, ist aber auch noch so eine Besonderheit, die mir zu Melbourne 56 spontan einfällt.

Zu Helsinki 1952 fallen mir nur 2 Namen ein, Emil Zatopek und Herbert Schade, beides Langstreckenläufer, der erste Tscheche der zweite ein Deutscher, und ich erinnere mich dass wir als Kinder oft Zatopek gegen Schade spielten. Wie weit dies auf die Olympiaberichterstattung im Radio zurückzuführen war, kann ich beim besten Willen nicht mehr beurteilen.

Ich gehe jede Wette ein, dass trotz Rundumversorgung mit Fernsehbildern aus Peking nach den Spielen kein einziger Name eines Sportlers im kollektiven Bewusstsein verankert sein wird. Niemand, von Fachleuten abgesehen, wird sich schon eine Woche nach der Abschlussfeier noch an irgendeinen Sieger erinnern können. Und ganz sicher werden nach den Spielen nirgendwo auf der Welt Kinder „Phelps“ gegen „van den Hoogenband“ spielen.

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