Meinung

Donnerstag, 5. April 2012

„Dies ist kein Gedicht!“…

..meint Ioma Mangold, deutsch-nigerianischer Literaturkritiker, in der 3sat-Kulturzeit und er hat recht. „Da wurde einfach in einem sprachlichem Text, fast unterhalb des Schriftlichen, die Enter-Taste gedrückt, um Absätze einzufügen, damit es graphisch wie ein Gedicht aussieht.“ Ja, Gras hat hier zum Selbstschutz einen Trick angewandt, denn ein „Gedicht“, ein lyrisches Kunstprodukt, ist schwieriger angreifbar und dass sofort nach Veröffentlichung dieser politischen Meinungsäußerung die veröffentlichte Meinung als „Sturm der Entrüstung“ über ihn herfallen würde, hat er selbstverständlich erwartet.

Oh ja, die Süddeutsche und Andere hatten den Gras-Text kaum gedruckt, da standen sie schon auf der Matte, all die bekannten Gesichter, vom Zentralrat der Juden in Deutschland über den CDU-Dödel Gröhe, von der SPD-Nöhle Nahles bis zum unvermeidlichen Hendrik M. Broder und ließen reflexartig den Antisemitismusknüppel aus dem Sack. Empörung auf allen Kanälen und am nächsten Morgen, untergehakt, die gesamte Mainstreampresse.

Erstaunlich ist hingegen die Reaktion der gemeinen Leser, Hörer oder Zuschauer in den Kommentarfunktionen der jeweiligen Medien. Dort ist bis auf wenige Ausnahmen nur Zustimmung zum Grass-Text zu finden und dass dies alle Antisemiten oder Israel- und Judenhasser sind, ist zumindest den Zuschriften nicht zu entnehmen.

Israel zeigt sich weiter entschlossen, bald schon den Bau einer iranischen Atombombe mit einem Angriff zu verhindern. Ein Schlag gegen die iranischen Atomanlagen sei "keine Frage von Tagen oder Wochen, aber auch nicht von Jahren", warnte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kurz nach der Rückkehr von seinem USA-Besuch. (Die Zeit/ Haaretz 03.12)

Was ist so abgrundtief falsch an der Sorge von Grass, wenn er am Anfang schreibt:

„Warum schweige ich, verschweige zu lange,
was offensichtlich ist und in Planspielen
geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.“


Oder, wenn er, eingedenk obiger israelischer Erstschlagsentschlossenheit, die nun wieder anstehende Lieferung eines weiteren deutschen U-Bootes an Israel, geeignet zum Abschuss von Nuklearraketen, als akute Gefährdung des Weltfriedens fürchtet und deshalb das Tabu-Thema „Atommacht Israel“ nicht länger schweigend akzeptieren will?

Grass wird nun ganz simpel vorgeworfen, er stelle die Dinge auf den Kopf. Schließlich wolle der Iran Israel von der Landkarte radieren, was, so wird dann erklärt, dieser Ahmadinedschad ja explizit gesagt habe. Das stimmt natürlich so nicht, wie jeder leicht selbst googeln kann. Aber was interessieren die Fakten, wenn es gilt ein Feindbild aufzubauen?

Grass meinte heute in einem Interview, dass er in seinem „Gedicht“ einen Fehler erkennt. Er habe „Israel“ geschrieben, wo er präziser „die israelische Regierung Netanjahu“ hätte schreiben müssen. Da ist was dran, aber das wissen wir Leser seiner Zeilen schon richtig einzuordnen. Antisemiten sind wir nämlich nicht.

PS: Eine Kostprobe eines besonders bösartigen Kommentators findet man hier. Nein, ist nicht vom Broder, aber von einem Bruder im geifernden Geiste.

Samstag, 31. März 2012

„Aha, Aha“...

CH. Laue...so kommentiert ein Berliner Landtagsabgeordneter der Piraten, Christopher Lauer, bei „Maybritt Illner“ die Ausführungen von Kurt Beck, dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, und verzieht unentwegt sein Gesicht zur spöttischen Miene. Wenn er, Kurt Beck, die Schlecker-Frauen retten wolle, so soll er’s doch machen, meint Lauer und als Beck ihm nun erklärt, dass ihm aufgrund rechtlicher Bedingungen die Hände gebunden seien, folgt dann dieses höhnische „Aha, aha!“ Das Beck dem Schnösel keine gescheuert hat, zeugte von einer guttrainierten Selbstbeherrschung. Natürlich ist Lauer geradezu stolz darauf, dass er von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, aber an dummbeuteliger Überheblichkeit leidet er keinen Mangel.

Es war das erste Mal, dass ich so einem Piraten über eine ganze Stunde beim Dummschwätzen gelauscht habe und, ehrlich, dass solche volldoofen, ignoranten Arschgeigen es mittlerweile in die Landesparlamente geschafft haben, ja, dass solch pubertär-debilem Gelalle auch noch breiter Raum in den Medien eingeräumt wird, das macht mich wirklich fassungslos. Da ist ja das bekannte, interessengesteuerte Gefasel der Jungunternehmerin Marie Christine Osterman, üblicherweise auch nur unter dem Einfluss härterer Alkoholika zu ertragen, nachgerade eine geistige Erbauung und der FDP-Fricke geradezu eine intellektuelle Offenbarung.

Mit den Piraten ist nun auch die Politik endgültig auf dem Niveau von Fix und Foxi angekommen. Höchstwahrscheinlich beleidige ich damit sogar den Rolf Kauka, aber was Kindischeres fällt mir momentan nicht ein. Im Ernst, wie ignorant, doof und völlig uninteressiert muss man sein, um diese Piraten zu wählen?

Dienstag, 27. März 2012

Noch einmal: Crisis? What Crisis?

Da war doch was? Irgendwas mit Bankenrettung, so vor 4 Jahren, als das Finanzsystem an seiner Gier und Maßlosigkeit zu kollabieren drohte. Weltweit wurden Billionen von Steuergeldern in ein krankes System gepumpt, um den Zusammenbruch der Realwirtschaft zu verhindern. Dies gelang mit Ach und Krach, aber 2 Jahre später war die Krise wieder da, weil sich die Staaten für die Bewältigung der Finanzkrise bis unter die Halskrause verschuldet hatten.

Nun aber hatte die Krise einen anderen Namen, nun war es eine Schuldenkrise und nun trugen die normalen Bürger daran Schuld, in ihrer maßlosen Gier nach sozialer Absicherung. Nun hatten wir alle über unsere Verhältnisse gelebt, die ärmsten Menschen, natürlich, und die schwächsten Länder, selbstverständlich, am unverschämtesten. Natürlich steht das ganze, marode System jetzt wieder vor dem Kollaps und nun müssen gar ganze Staaten gerettet werden, weil ansonsten wieder die Banken zusammenbrechen würden und dann wieder die Realwirtschaft und immer so weiter… Selbstverständlich wird jetzt wieder getrickst, beschönigt, kurz: gelogen, dass sich die Balken biegen.

Es fing an mit einem kleinen 1.Rettungspaketchen von 110 Mrd für Griechenland, dann stiegen die Preise, 200 Mrd Staatsanleihekäufe der EZB, fast 1/2 Billion Rettungsschirm EFSF, 1/2 Billion Rettungsschirm ESM, inzwischen wird fast jeden Monat draufgelegt, hier mal 1/2 Billion EZB-Kredite an Banken, da mal 130 Mrd für ein neues Rettungspaket, dann wieder mal 1/2 Billion EZB-Kredite, jetzt Erhöhung des ESM… Jedes Mal ist’s alternativlos, jedes Mal ist Europa endgültig gerettet, jedes Mal ist’s das allerletzte Mal, die „unüberschreitbare“ rote Linie. Jedes Mal sind wir anschließend nahezu über den Berg, zumindest einen großen Schritt vorangekommen. „Ja klar, Einen großen Schritt näher zum Abgrund!“ denke ich mir dann, denn es geht einzig darum Zeit zu gewinnen um das ganze unvermeidliche Desaster zu strecken. Würde man mit der ganzen Wahrheit rausrücken, so begänne umgehend ein Bankenrun, die Menschen würden ihr Spargeld abziehen und der Systemcrash folgte auf dem Fuße.

Ich bin geradezu fasziniert, wenn mir der Herr Schönborn die neuesten Spitzenwerte für Merkel und Schäuble hinsichtlich Glaub- und Vertrauenswürdigkeit auftischt. Das ist zu und zu schön, denn der Herr Schönborn lügt ja nicht. Die Werte sind zwar so absurd, dass man sich an den Kopf fasst, aber sie stimmen. Aber was Anderes soll man auch erwarten, wenn alle dieses falsche Spiel mitspielen, wenn es im Parlament nun seit Jahren keine vernehmbare Opposition mehr gibt und die Meinungsmedien jede kritische Betrachtung eingestellt haben.

Die Medien reden jetzt lieber über die „Piraten“, weil sich über so eine Kinderkacke trefflich schwafeln lässt und über „Nichts“ auch der dämlichste Springer-Speichellecker (wahlweise auch FAZ-, Spiegel-, ZDF- oder ARD- uva.) noch einen bedeutungsschwangeren Furz ablassen kann. Was las ich in einem FAZ-Kommentar sinngemäß: „Die CDU brauche ja nach dem Ausfall der FDP einen Koalitionspartner und da seien die Piraten doch eine mögliche Alternative: Die Schuldenbremse sei doch schon mal eine Gemeinsamkeit.“ Soviel zu den klugen Köpfen hinter unseren Leitmedien

Sonntag, 25. März 2012

Spannend?

Ja, sicher, wenn man die Entscheidung, ob Braunbier oder Spucke oben schwimmt, für spannend hält. Das ungenießbare Gebräu wird dem saarländischen Wähler ja schon im Vorfeld nur als Mixgetränk angeboten und muss ab morgen, Wahl hin oder her, von jedem Saarländer konsumiert werden. Ekelhaft, aber auch hochverdient, denn der Saarländer hat diese Plörre dezidiert bestellt, wohlwissend um die Widerwärtigkeit der trüben Brühe.

Überhaupt muss man sich fragen, wie es sich als Saarländer lebt, wenn man bei jeder “Wahl“ verarscht wird. Da hat er vor zweieinhalb Jahren mit großer Mehrheit die CDU abgewählt und eine linke Mehrheit locker möglich gemacht. Erhalten hat er dann wieder die CDU, als Rastafarian verkleidet. Aus dieser perversen Vereinigung hat sich die FDP mittlerweile pulverisiert und möglicherweise, hoffentlich, kriegen die Grünen nun auch den verdienten Tritt in die Weichteile.

Die Oskar-Linke wählt er zwar zu immerhin noch 15%, aber über eine Regierungsbeteiligung dieser Aussätzigen wird nicht mal mehr diskutiert.

Dafür findet eine Piratenpartei umso mehr Beachtung in den Medien. Eine „Partei“, deren Programm – ääh, na ja, was die so wollen – sich auf die Forderung nach mehr Computerspielen im Hauptabendprogramm und nach Erleichterungen in der höchsten Stufe bei „World of War Craft“ beschränkt. Gut, in der Beschränkung liegt die Kraft, aber wenn das Medien und Parteien auch erwarten, dann muss man doch trotzdem nicht unbedingt beschränkt sein. Mein Gott, so eine „Wahl“ kann man doch nur noch boykottieren.

PS: „Die Lafontaine-Linke hat es jetzt zum 3. Mal geschafft, dass die CDU an der Saar regiert!“ jammert SPD-Chef Gabriel und dient sich aber gleichzeitig der CDU als Juniorpartner in einer großen Koalition an. Sehr logisch und sehr konsequent! Ach ja, die SPD! Sie würde ja zu gerne den Mindestlohn…, eine Herzensangelegenheit, …aber wieder einmal,… leider, leider…Nein wirklich, unmöglich, diese grässliche Lafontaine-Linke!

Dienstag, 20. März 2012

Passt!

Zwei Meldungen auf Tagesschau.de, direkt untereinander:

Tagesschau.de v. 20.3.12

Tagesschau.de v. 20.3.12


Wenn man dann auch noch liest, dass das U-Boot mit Abschussmöglichkeiten für atomare Mittelstreckenraketen ausgerüstet ist und, bestens geeignet für den atomaren ZWEITSCHLAG sei, dann mag man nicht einmal mehr höhnisch lachen. Zweitschlag, is klar, aber Erstschlag geht auch, oder? Angesichts der immer unverhohleneren Drohungen (s.o.) erscheint mir diese Frage nicht gänzlich unberechtigt. Nun ist dieses U-Boot ja bereits das 6., welches die Howaldwerft an Israel ausliefert. Ein toller Deal, denn Dank der geschickten Verhandlungen der deutschen Regierung mit den Israelis muss der deutschen Steuerzahler nur jeweils 1/3 des Kaufpreises, also nur 135 Millionen Euro, übernehmen.

Klar, das ist nicht neu, das war auch vor 6 Jahren schon der Fall, aber diesmal konnte Israel zusätzlich dazu bewegt werden, die widerrechtlich, nach der Palestina-Anerkennung durch die UNESCO, einbehaltenen Steuern der Palästinenser wieder rauszurücken. Danke, vielen Dank! War da nicht mal irgendwas mit einem Verbot von Waffenlieferungen in Spannungsgebiete?

PS: Langsam verstehe ich, wie wir zum äussert zweifelhaftenTitel "Exportweltmeister" kommen und warum uns niemand diesen Titel streitig machen will. Die israelischen U-Boote zahlen wir zu einem Drittel selber, die griechischen gleich zu 100%. Und die Aktionäre der Howaldwerft lassen die Champagnerkorken knallen.

Dienstag, 6. März 2012

Jetzt gebt’s ihm endlich – alles!

Natürlich sind 200.000 Euro pro Jahr eine Menge Geld und die Bezeichnung „Ehrensold“ klingt gerade im Falle des Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff wie blanker Hohn. Und verständlicherweise fühlt sich im Vergleich jeder 52-jährige, der gerade bei Schlecker oder einem anderen Pleiteunternehmen seinen Job verlor, mies und ungerecht behandelt. Wegen des Alters nun unvermittelbar, wird Letzterer in Bälde vom ALG2, sprich Hartz4, ein ziemlich ärmliches Leben fristen müssen.

Stimmt, aber der „Ehrensold“ steht dem Ex-Bundespräsidenten nun mal zu, ist Vertragsbestandteil der Stellenbeschreibung. Seinen Präsidenten-Job hat Wulff ja weitgehend fehlerfrei ausgeübt, nicht besonders lange, aber das spielt keine Rolle. Letztlich hat ihn nur seine Vergangenheit eingeholt, wodurch seine charakterlichen Schwächen offenbar wurden, was ihn zur lächerlichen Figur und deshalb den Rücktritt unausweichlich machte. Aber er hätte ja auch weitermachen können, denn den Rücktritt zu erzwingen wäre ein sehr kompliziertes Verfahren geworden, langwierig und mit ungewissem Ausgang. Freiwillig wird Wulff auf seinen „Ehrensold“ und die sonstigen Privilegien nicht verzichten, da kann man ihm noch so oft seine eigenen kritischen Worte zum Thema vorspielen. Also sollte dieser Mann jetzt so schnell wie möglich abgewickelt werden, auch mit großem Zapfenstreich, damit die Peinlichkeit vollständig und dann endlich Ruhe ist.

Die eigentlich Verantwortlichen für das würdelose Gezerre und für die Kosten in Millionenhöhe dürfen wir aber nicht vergessen. Zweimal die falsche Knallcharge durchgedrückt zu haben reichte noch nicht. Jetzt schiebt man uns eine dritte, einen eitlen Schwadroneur unter, erklärt ihn gar zum „Präsident der Herzen“ und bejubelt ihn genauso wie seine gescheiterten Vorgänger. Aber was soll’s? Niemand hat von dieser Regierung anderes erwartet.

Dienstag, 21. Februar 2012

Gauckelei – jetzt sind es schon zwei

Bildrechte bei Tageschau.deDie Kabarettistin Christine Prayon frotzelt: "Gauck findet Hartz IV prima, Occupy albern, Sarrazin mutig und die Entscheidung, aus der Atomkraft auszusteigen, gefühlsduselig. Was lernen wir daraus? Aus der Kernkraft auszusteigen schützt leider nicht vorm Super-Gauck."

Dass die FDP so einen ganz toll lieb hat, wird niemanden verwundern und die kolportierten Bauchschmerzen der CDU bei der Zustimmung sind eher simuliert. Die SPD nach dem „Warum?“ zu ihrem Vorschlag zu befragen, ist müßig, denn die einzig ehrliche Antwort: „Wir wollen der hochverehrten Frau Bundeskanzlerin signalisieren, dass die SPD in der nächsten Regierung ein verlässlicher Juniorpartner sein wird!“, werden wir nicht erhalten. Gut, tiefer als die SPD kann man sowieso nicht mehr sinken, aber man kann noch blöder sein. Die Grünen beweisen es.

Da wetteifert der Vorsitzende Trittin mit Springers Frieda um das Urheberrecht des Gauck-Vorschlages, seinerzeit, vor der Wulff-Wahl. War das damals, im Verein mit der SPD, noch ein nachvollziehbares, taktisches Manöver, so muss man diesmal fragen, ob die Grünen noch bei Sinnen sind. Die oben von der Kabarettistin verkürzt und natürlich überspitzt dargestellte Positionierung Gaucks steht doch im krassen Gegensatz zu den, zumindest programmatischen, Vorstellungen der Grünen. Taktisch ergibt der Vorschlag auch keinen Sinn, es sei denn, man erhofft sich mediale Anerkennung von den Schmierlappen der Bildzeitung. Aber lassen wir auch das, nach dem Saar-Jamaika wissen wir ja, dass den Grünen nix zu blöd ist. Übrigens, die FDP hatte auch mal 16 % - ist noch gar nicht so lange her.

Einfach grässlich aber ist es mit anzusehen, wie ein Grundelement der Demokratie, die dauernde Auseinandersetzung zwischen Regierung und Opposition, ausgezehrt und nahezu stillschweigend durch den alternativlosen Konsens ersetzt wird. Unsere hochverehrte Frau Bundeskanzlerin schwebt mittlerweile sakrosankt über den Niederungen ihrer eigenen Dämlichkeiten, für jede noch so rasante 180-Grad-Wende von willfährigen Vasallen bejubelt. An ihre schönste Volte, vor gerade mal gut 20 Jahren, ihrer blitzartigen Wandlung von der strammen FDJ-Sekretärin zur Kohlschen CDU-Trulla erinnert sich kaum noch jemand. Wendehälse gibt es nur bei den Linken. Heute gehört die hochverehrte Frau Bundeskanzlerin in der öffentlichen Wahrnehmung zum christdemokratischen Urgestein und über eine direkte Abstammung vom Urkanzler Adenauer wird bereits gemunkelt. Immer wieder reißt sie das Parlament zu Beifallsstürmen hin, wenn sie sich mit leuchtenden Augen auf ihren verehrten Lehrmeister Prof. Ludwig Erhardt beruft, um ihre wirtschaftspolitische Kompetenz zu unterstreichen. Fasziniert hängen wir an ihren Lippen, wenn sie Geschichten aus den Anfängen der Bundesrepublik, von den tollen Jahren des Wiederaufbaus und vom Wirtschaftswunder erzählt. Zur Zeit erleben wir offenen Mundes staunend ihr Meisterstück. Durch ihre Liaison mit Zwerg Nase ist die hochverehrte Kanzlerin noch einmal aufgeblüht, ist noch schöner, noch mächtiger geworden und wie sie jetzt mit sicherer Hand erst Griechenland und nebenbei, ganz subtil, Schritt für Schritt, fast unmerklich, aber zielstrebig das bislang gute Verhältnis zu den europäischen Nachbarn ruiniert, das macht ihr in so kurzer Zeit keiner nach.

Jetzt wird also auch das höchste Staatsamt von so einem merkwürdig Gewandelten besetzt, denn Gaucks Widerstandsvita begann auch erst, als die DDR schon in den letzten Zügen lag und der Widerstand massentauglich und ungefährlich war. Vorher lebte er unauffällig als Pfarrer, allerdings privilegiert – mit Stasikontakten und Westreiseerlaubnis. Das stört mich wirklich nicht, aber wenn sich solche Leute dann plötzlich zum Sprachrohr des Wirtschaftsliberalismus machen, Kritik an Finanz- und Wirtschaftssystem für albern halten und mir/ uns als moralische Instanz vorgesetzt werden, dann regt sich bei mir ein echter Widerwille.

Zum Schluss ein Original-Gauck im SZ-Interview von 2010:

Neulich erzählte mir mein Fahrer von seinem Cousin, der mit den gesamten Sozialleistungen ungefähr 30 Euro weniger als er hat. Mein Fahrer muss aber fast immer um fünf Uhr aufstehen. Er sei der Dumme in der Familie, aber er sagte mir auch: „Ich kann das nicht, ich kann nicht so dasitzen.“ Da habe ich gesagt, dass er denen erzählen soll, wie gut er sich mit Arbeit fühlt.

Klar, auf den naheliegenden Gedanken, das er seinen Fahrer evtl. zu niedrig entlohne…? Ach nein, das wäre von so einem Freiheitsenthusiasten sicher zu viel verlangt.

PS: Wer jetzt noch nicht genug Gauck-bashing hat dem empfehle ich diese Kolumne. Polemic at it's best!

Dienstag, 7. Februar 2012

Veto

Wir lernen: Beim Veto im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kommt es immer darauf an, wer es einlegt. Tun das die Russen und die Chinesen gegen eine Syrien-Resolution, dann sind, wie Hillary Clinton es ausdrückt, die USA „so angewidert, weil man uns daran hindert unsere Pflicht zu tun.“ Und natürlich ist auch die ganze freie Welt angewidert, evtl. aber ist es auch nur eine kriegslüsterne Journaille. Nun, wie die „Pflicht“ aussieht, wurde uns beispielhaft in Libyen vorexerziert. Am Ende waren ca. 40 000 Libyer tot, wurde Libyen auf den angemessenen Status eines kaputten Drittwelt-Staates zurückgestutzt und Libyens Öl ist endlich wieder unter westlicher Konzernkontrolle.

Aber bleiben wir beim Veto. Legt die USA ihr Veto gegen eine Israel-Resolution ein, und das tun die regelmäßig, egal ob bei illegalen Landnahmen und Siedlungsbauten, bei Rachefeldzügen gegen den Libanon mit Tausenden von Toten, bei Schiffskaperungen in internationalem Gewässer einschl. erschossener Besatzung, bei prophylaktischer Bombardierung der Anrainerstaaten, dann regen sich vielleicht ein paar Palästinenser auf, vielleicht auch noch Al Jazeera, aber die westliche Journaille verzieht keine Miene. Angewidert von soviel Doppelmoral bin da nicht nur ich.

Es stört auch anscheinend niemanden mehr, wenn im Iran technische Anlagen in die Luft fliegen und iranische Wissenschaftler reihenweise mittels Autobomben umgebracht werden. Fragt man nach der Rolle des Mossad, so erntet man einen beziehungsreichen Blick und ein wissendes Grinsen. Ja sicher, der Iran ist das Böse schlechthin und da er mit seinem reichen Arsenal an Interkontinentalatomraketen ganz Europa und die USA in Angst und Schrecken versetzt, na ja, besser, versetzen wird, so freuen wir uns wie die Schneekönige auf den ganz tollen Raketenschutzschirm und die Leitzentrale in Rammstein. Kriegsdrohungen gegen den Iran, aus Israel, aus den USA und, verklausuliert, auch von deutscher Seite, gehören seit Monaten zu den täglichen Nachrichten, so normal, wie der Wetterbericht, und die immer massivere Militärpräsenz der USA rund um den Iran ist ja wohl mehr als nur eine Drohkulisse.

In dieser Situation sind sich 6 Bundestagsabgeordnete der Linkspartei nicht zu blöde, einen Antikriegsaufruf zu unterzeichnen. Darin wird die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten von Syrien und dem Iran gefordert, völkerrechtlich völlig korrekt, aber dummerweise ohne explizit auf den totalitären Charakter der dort herrschenden Regime zu verweisen. Oh, da spuckt aber die vereinte Kriegsbefürworterkoalition der einzig verfassungstreuen Parteien sofort Gift und Galle. Antiamerikaner, Antisemiten, SED-Kommunisten, Schießbefehler, Mörderunterstützer – all das sind die Linken, glaubt man den nach vorne geschickten Dummbeuteln von CDU, SPD, FDP und GRÜNEN in der aktuellen Stunde des Bundestages. Weiter lernen wir auch: Wer gegen Angriffskriege ist, wer tausendfaches Blutvergießen zu verhindern sucht, ist ein Verfassungsfeind und gehört eigentlich verboten.

Wenn man solche "Sternstunden des Parlaments" (ZP1, Seite 59-73) verfolgt, dann fehlen einem wirklich die Worte, aber weil dies Kriegsgebrabbel nicht mehr enden will, so muss ich meiner angestauten Wut einfach mal Luft machen und aus meinem Herzen keine Mördergrube.
Mir ist natürlich klar, dass ich jetzt auch ein Antisemit, ein Antiamerikaner, ein dreckiger SED-Kommunist usw., usf. bin, aber ganz ehrlich, es ist mir sowas von egal.

Sonntag, 8. Januar 2012

Zum Neuen Jahr: Paint it Black

Wenn sich die Blödzeitung und ihre willfährigen Handlanger Diekmann und Döfpner, also die Speerspitze des Schweinejournalismus, als Opfer eines Angriffs auf die Pressefreiheit gerieren, dann muss man sich als gestandener 68er wohl oder übel auf die Seite des Angreifers schlagen. Das fällt natürlich angesichts seiner kleinkrämerischen Mickrigkeit, unseres, genau wegen seiner unscheinbaren Harmlosigkeit ins Amt gehievten und gestolperten, Bundespräsidenten, nicht leicht.

Auf so eine trübe Tasse könnten wir leicht verzichten. Nicht aber Frau Merkel, denn sie, obwohl selber, weil DDR-sozialisiert, ahnungslos und unbedarft, kann nur strahlen, wenn um sie herum lauter aschfahle Funzeln trübes Dämmerlicht verbreiten. Man schaue sich doch nur ihr Kabinett an. Der einzige, der etwas herausragt, dem man ein Mindestmaß an Kompetenz und Ernsthaftigkeit zutraut, ist tiefergelegt und sitzt im Rollstuhl. Merkel hat diesen Bundespräsidenten Wulff durchgedrückt und auch seinen Vorgänger, eine ähnliche Figur, wie Braunbier mit Spucke.

Das alles ist ja nicht neu und langsam vergeht einem die Lust, dieses ganze Elend auch nur zu verfolgen, denn ändern, zum Besseren, wird sich nichts. Wir alle spüren, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise demnächst eskalieren wird, weil die immer kürzere Abfolge von Gipfeltreffen, die teilweise diametral entgegengesetzten Beschlüsse, keine Lösungen, sondern immer neue Hiobsbotschaften auslösen. Dass in immer mehr Staaten der Eurozone Goldman-Sachs-Banker nun die Regierungsgeschäfte übernommen haben, wird mittlerweile als völlig normal angesehen und löst keinerlei Empörung aus. Aber wie sollte auch, gibt es doch angeblich keine Alternative zum Krisenmanagement, was dann ja auch durch die jeweiligen Oppositionsparteien bestätigt wird.

Öffentlich wahrnehmbare Opposition will eigentlich nur das Personal austauschen und ansonsten den alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen. Alternativen gibt es natürlich, aber Opposition, die diese Vertritt, wird mittlerweile konsequent totgeschwiegen. Die Linkspartei erhielt 2009 im Saarland 21 % der Wählerstimmen. Was aber macht die SPD nun, nachdem dieses perverse Jamaika-Konstrukt geplatzt ist? Die SPD wanzt sich schon wieder bei der CDU an und die Medien klatschen Beifall. So geht Opposition in der Post-Demokratie.

Na dann, viel Vergnügen im Neuen Jahr und natürlich ein Quentchen Glück. Wir werden es brauchen und sollten uns warm anziehen. PS: Letzteres ist für mich hier nur symbolisch gemeint, denn mittlerweile habe ich bei 29° im Schatten hier auf der Terrasse auch das letzte Hemd abgelegt. Es ist heiß, aber ich denke, dass die aufkommende Brise die finsteren Gedanken bald wegblasen wird.

Donnerstag, 17. November 2011

Der Unterschied

NazisDa können die Innenminister von Bund und Ländern nun noch so triefäugig schockierte Betroffenheit heucheln, ihr völliges Versagen ist unverzeihlich und müsste den sofortigen Rücktritt nach sich ziehen. Sollte man meinen, aber das wird nicht geschehen, denn dass es einen Unterschied zwischen linkem und rechtem Terror gibt und damit auch in den Bekämpfungsstrategien, müssen wir einsehen.

Die RAF-Terroristen suchten sich ihre Opfer gezielt aus, gerne besonders widerwärtige Vertreter der Geldelite und deren Helfershelfer in Politik und Justiz. Um diesen Angriff auf die Mächtigen abzuwehren, fuhr der Staat alles auf, erließ Schnellschussgesetze, welche die Bürgerrechte bis heute einschränken und stellte alle Staatsbürger unter Generalverdacht. Die täglichen Personenkontrollen mit vorgehaltener Maschinenpistole an allen Ausfallstraßen der Städte sind noch in lebhafter Erinnerung. 34 Menschen fielen über die Jahre dem RAF-Terror zum Opfer, aber auch 27 Terroristen ließen ihr Leben. Der linke Terror ist das Böse schlechthin.

Mindestens genauso böse ist der islamistische Terror, der sich in Deutschland bisher zwar nur durch kaum nachvollziehbare Unfähigkeit bemerkbar machte. Ob Kofferbomber oder Sauerlandterror, jeder geplante Anschlag ging geradezu grotesk in die Hose, entweder weil man die Zünder vergessen hatte oder aber beim Chemikalienkauf gleich den Verwendungszweck signalisierte. Tolle Fahnungserfolge der Terrorbekämpfer konnten dennoch vermeldet werden und das Einverständnis der Bürger, sich noch intensiver überwachen zu lassen, stieg mit jedem dieser „Anschläge“. Die wichtigste, aufwendigste und erfolgreichste Terrorbekämpfung findet aber nach wie vor am Hindukusch statt und auch wenn die Bevölkerung das eher skeptisch beurteilt, es ist eine einzige Erfolgsgeschichte.

Der braune Terror ist dagegen wesentlich harmloser. Lebensgefährlich bis tödlich zwar für türkische Gemüsehändler und Dönerbudenbesitzer, für Asylbewerber und Zigeuner, aber für die Geld- und Machtmenschen ist er keine Bedrohung. Außerdem ist das ausländerfeindliche Gedankengut in weiten Teilen der Bevölkerung fest verankert und wird von bestimmten Massenmedien und Buchautoren noch befeuert. Warum also sollte man da den gleichen Fahndungsaufwand wie bei den Linksterroristen oder Islamisten betreiben? Wenn, je nach Statistik, seit 1990 zwischen 60 und 190 Todesopfer auf Grund rechter Gewalt zu verzeichnen sind, fast ausschließlich Dunkelhaar- und –häutige, wurden diese Leute immer von Einzeltätern erschlagen, erstochen oder erschossen. Wer denkt denn schon an Bandenterror, wenn über die Jahre immer mit der gleichen Waffe bundesweit verteilt Muslime umgebracht werden? Warum sollte jemand mal beim Verfassungsschutz nachfragen, bzw. warum sollte der Verfassungsschutz von sich aus Hinweise oder Auskunft geben? Selbstverständlich nicht, sind doch die angesoffenen Glatzenträger mit ihren feisten Brutalfressen, die mit ihrer nur schwach verkappten Nazisymbolik pöbelnd durch die Städte ziehen, zu 50% V-Leute des Verfassungsschutzes. Auf diese Vermutung kann man jedenfalls beim Betrachten vom TV-Bildern solcher Aufmärsche kommen. Zwischen all den asozialen Schlägervisagen sieht man immer wieder verpixelte Physiognomien und da liegt doch der Verdacht nahe, dass das V-Leute sind, die nicht erkannt werden sollen.

Wegen der vielen V-Leute kann man dieses Nazigeschwärl auch nicht verbieten, denn das würde die Arbeitslosenquote im Osten erhöhen. Da aber nun zwei Verfassungsschützer mit der Lizenz zum Töten ausgefallen sind, sind zwei Stellen neu zu besetzen. Die entsprechenden legal illegalen Papiere gibt es ja schon. Da muss man nur noch die Lichtbilder austauschen. Die müssen allerdings biometrisch sein.

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