Die Schleimspur eines Speichelleckers

Brunnhuber CDU -MdBVorhin sah und hörte ich in den Tagesthemen einen gewissen Georg Brunnhuber, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der CDU –Landesgruppe Baden-Württembergs. Ohne jedes Anzeichen von Scham nannte er die empörende Filbinger-Trauerrede des BW – Ministerpräsidenten ( noch!) Oettinger ein „Meisterstück“ und das nachgeschobene Erklärungsschreiben „hervorragend“. Außerdem wies er darauf hin, dass es in Baden-Württemberg noch eine Trauerkultur gäbe und dass man über einen Verstorbenen nur Gutes rede.
Ja, hätte Oettinger doch bloß die unrühmliche Vergangenheit Filbingers als furchtbarer Jurist, als mitleidloser Richter und Hinrichtungsleiter und uneinsichtiger Ministerpräsident einfach ausgespart, kein Mensch hätte an der Trauerrede Anstoß genommen. Man hätte sich sein Teil gedacht, ansonsten die Toten aber ruhen lassen.
Speichellecker Brunnhuber erkennt aber im Verfälschen und Verdrehen von historischen Fakten ein „Meisterstück“. Solch verlogene Heuchelei macht die ganze Angelegenheit noch unappetitlicher. Hier versagt mein Hang zur Ironie. Vor solchen Typen möchte ich nur noch ausspucken.
Thomas Kurbjuhn (Gast) - 15. Apr, 08:58

Filbinger war sehr wohl ein Nazi

Filbinger war sowohl Nazi als vor allem auch Karrierist. Karrierist war er aber wohl noch mehr als Nazi. Diese Eigenschaft, die eigene Ideologie immer an den zeitgeistigen Autoritäten zu orientieren, ist typisch für den deutschen Untertanengeist. Heute drückt sich dieser in einem ziemlich inhaltslosen, aber dafür schon fast zur Religion erhobenen Kampf gegen rechts aus.Wer heute Widerstand gegen die Irrungen der Zeit, nämlich Extremkapitalismus und multikulturelle Egalisierungsideologie, leisten will, kommt um die Wahl der NPD kaum herum. Die heutigen Karrieristen laufen den Verirrungen der heutigen Zeit genauso gleichgeschaltet nach wie seinerzeit Filbinger dem Nationalsozialismus.

blackconti - 15. Apr, 13:19

Hoppla, das kenne ich doch schon...

...vom Demokratie und Alltag-Blog Also, Freundchen, den Eintrag hier lösche ich nur deshalb nicht, weil er so schön zeigt, dass euch Neo-Nazi-Gschwerl nix zu blöde ist, euren NPD-Scheiß unters Volk zu bringen. Sei so gut und verschone mich bitte in Zukunft !
Stephan Reber (Gast) - 15. Apr, 09:00

Süddeutscher "Qualitätsjournalismus" und Filbinger

Nun verfolge ich schon einige Tage die Debatte um Filbingers Begräbnis. Wie der Spiegel berichtet, dem man jedoch nicht blind vertrauen sollte, war die Rede keine Panne, sondern ein kalkulierter Versuche Oettingers, sich des konservativen Teils der CDU zu versichern. Mit diesen Methoden in Verbindung mit der Nazizeit abscheulicher, als es ohnehin in der Parteipolitik zugeht. Was haben die Baden-Würtemberger verbrochen, dass sie von so einem mann regiert werden? Doch mir geht es mehr um die ebenfalls sehr interessante Medienberichterstattung zu diesem Thema in der SZ - oder um die journalistische Arbeitsweise der SZ.

blackconti - 15. Apr, 13:36

Ihren letzten Satz verstehe ich leider nicht. Normalerweise schätze ich die SZ, die mir hier leider nur online zugänglich ist. Ich nehme an, dass Sie sich auf den SZ-Artikel " Der Lügner" von Rolf Hochhuth beziehen. Leider ist der aus dem Online-Angebot der SZ momentan verschwunden und da ich ihn nicht kenne, kann ich mich auch nicht dazu äussern. Werde ihn sicher aufmerksam lesen, falls er wieder auftaucht. Danke jedenfalls für Ihren Hinweis.
Gregor Keuschnig - 15. Apr, 16:41

Der Lügner - von Rolf Hochhuth (SZ v. 13.04.07 - Seite 5)

Auskunft zu zwei Sätzen aus der Gedenkrede des baden-württembergischen Ministerpräsidenten beim Staatsakt im Freiburger Münster anlässlich der Beisetzung Filbingers:

Herr Oettinger soll gesagt haben - und ich kann das nicht glauben: "Es gibt kein Urteil von Hans Filbinger, durch das ein Mensch sein Leben verlören hätte. Und bei den Urteilen, die ihm angelastet werden, hatte er entweder nicht die Entscheidungsmacht oder aber nicht die Entscheidungsfreiheit, die ihm viele unterstellen."

Eine unverfrorene Erfindung - allerdings dadurch erklärlich, dass Filbinger auch seine engsten Mitarbeiter ebenso belogen hat wie damals in Stuttgart das Gericht. Im Rowohlt-Verlag ist - nur ein Beispiel - als Buch die Tragödie des Matrosen Walter Gröger erschienen, den Filbinger persönlich noch in britischer Kriegsgefangenschaft hat ermorden lassen.

Leser, die lange nach dem Krieg geboren wurden, werden sich das nicht vorstellen können, daher man ihnen leider umständlich erklären muss: Die britische "Gewahrsamsmacht", wie das im Rotwelsch der damaligen Epoche hiess, hatte in ihren Gefangenen-Lagern den Nazi-Offizieren die Gerichtsbarkeit über ihre Mitgefangenen belassen; daher der ebenfalls von den Briten gefangene Marine-Stabsrichter Filbinger noch darauf bestehen konnte, gegen seinen Mitgefangenen, den Matrosen Gröger, ein im Kriege, der längst durch die totale Kapitulation beendet war, wegen Fahnenflucht ergangenes Urteil noch zu vollstrecken - wozu nichts Filbinger genötigt hat als die Tatsache, dass er ein sadistischer Nazi war! Der so auch vom Stuttgarter Gericht damals expressis genannte "furchtbare Jurist". Ich weiss von keinem zweiten Todesurteil, dass Deutsche als Gefangene einer der Siegermächte noch in deren Lagern an Deutschen vollstreckt haben.

Filbinger musste sich denn auch, um diesen 21-Jährigen erschiessen zu lassen, von den Briten zwölf Gewehre ausleihen, denn selbstverständlich hatten die Engländer ihre deutschen Gefangenen entwaffnet. Dann hat Filbinger das Peloton zusammengestellt; und sich selber, für den Ablauf dieser mörderischen Veranstaltung, als der "Feuer!" befehlende Vollstrecker ins Protokoll gesetzt.

Ich fand die Gröger-Akte im Bundesarchiv. Leider hat Grögers Mutter dadurch noch erfahren müssen, dass ihr Sohn nicht "gestorben" ist, wie sie vermutet hatte, sondern ermordet wurde. Weil der damalige Ministerpräsident, als ihm weitere Todesurteile vorgehalten worden sind, immer wieder ausflüchtig auf seine "Gedächtnis-Lücken" verwies, fragte damals sarkastisch Egon Bahr: "Wie viele Menschen muss einer hingerichtet haben, um einen von ihnen vergessen zu können?"


Die fettgedruckten Passagen sind im Originaltext kursiv.

Die Zitate aus der Oettinger-Rede sind ein bisschen holprig - aber man muss berücksichtigen, dass Hochhuth das am Donnerstag Abend noch geschrieben haben muss - da waren die Abschriften noch nicht publik.
blackconti - 15. Apr, 17:52

Was für ein Service, Herr Keuschnig, vielen Dank! Jetzt frage ich mich allerdings, was denn an dem Artikel zu beanstanden ist. So weit ich bisher gehört habe, stimmen doch die Fakten - oder etwa nicht? Erzählt Hochhuth hier Schauermärchen?
PS: eigentlich war der obige Brunnhuber als ergänzender Kommentar zum
Begleitschreiben vom 12.4. gedacht, aber letzte Nacht klemmte dort die Kommentarfunktion und da ich Brunnhuber unbedingt einen virtuellen Tritt versetzen musste, ist er halt dann bei mir gelandet.
Gregor Keuschnig - 16. Apr, 08:17

Speichellecker (kleine Fortsetzung) / Hochhuth

Dem im Beitrag genannten Herren steht Steffen Bilger, der Landesvorsitzende der JU in Baden-Württemberg nichts nach. Ich habe ihn vorgestern abend in einer Nachrichtensendung gesehen - er lobte Oettingers Rede und seinen offenen Brief. Wessen Geist diese Leute sind, sieht man hier (Achtung: Diese Seite kann bei fortlaufender Lektüre Demenz beschleunigen!): Da forderte man allen Ernstes, John Travolta von der "Wetten, dass..."-Sendung auszuladen, weil er Mitglied bei Scientology ist! Bei diesem Umfeld ist klar, dass Filbinger eine Art WIderstandskämpfer war.

Oettingers "Entschuldigung" vom gestrigen Abend ist m. E. unzureichend. Vermutlich wird sich aber nichts mehr innerhalb der CDU tun; man kann einen MP aus Gründen der Parteiräson nicht mehr länger demontieren - was viel über die Partei aussagt. Was bleibt ist der Einblick in ein krudes, wirres Geschichtsbild eines deutschen Ministerpräsidenten im Jahr 2007.
Zu Hochhuth: Die FAZ hat seinen Artikel genüsslich auseinandergenommen; s. hier (interessant die Leserdiskussion!). Hochhuth hat tatsächlich den Fall Gröger mit dem Fall Petzold verwechselt; Petzold war derjenige, der nach dem Krieg noch exekutiert wurde. Die Frage, warum die britische Besatzungsmacht das zugelassen hat, ist zwar interessant, spricht jedoch m. E. nicht dagegen, Filbinger diese Verantwortung zuzuordnen.
blackconti - 16. Apr, 19:35

Oettinger wird selbstverständlich nicht zurücktreten. Davon war sowieso von vornherein auszugehen und selbstverständlich ist diese „Distanzierung“ von der zuvor mehrfach hartnäckig verteidigten Geschichtsklitterung nur opportunistische Notbremse zum Machterhalt. Wie so eine „Distanzierung“ von sich selbst überhaupt funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Natürlich ist diese Distanzierungserklärung unzureichend, zumal er auch noch meint „damit sei alles gesagt“. Öffentlich entschuldigt, was ja wohl das mindeste wäre, hat er sich nicht, sondern nur vor dem CDU-Präsidium und, so vermute ich mal, nicht für seine absurde Rede, sondern nur für den Sturm der Empörung, den er damit ausgelöst hat.
Ob die Riege der buckelnden Schleimer ( siehe oben) Oettingers Meisterstück nun als
Obermeisterstück bejubelt? Wohl eher nicht! Jetzt werden sie abtauchen – bis zur nächsten Gelegenheit.
feldulme - 15. Apr, 14:21

wobei anspucken

auch ok wäre ;)

blackconti - 15. Apr, 14:23

keine Gewalt, bitte;-)

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